[104]  Die Adresse befindet sich auf der Rückseite des Faltbriefes. Dieser Brief ist von einem "Boten" mitgenommen worden. Auf die Rückseite hat J.H. zur Oeveste geschrieben: "Im Falle du solltest mir auf der Post wieder Schreiben so mache die Adresse
 
Walsboro ist eine kleine 
Stadt an der Eisenbahn 
5 Meils von hier wo ich 
gut bekant bin 
 J.H. zu Oeveste 
White Crieck 
Walsboro Barthalimer 
 Caunti-Indiana".

 [105]  Seine Schwägerin Anna Catharina, geb. Erdbrügge, war am 20. Oktober 1856 an der "Schwindsucht" gestorben. Am 16. Februar 1858 hatte sein Bruder in zweiter Ehe die 39jährige Anne Kathrina Maria Wahrhaus geheiratet. Diese Ehe ist kinderlos geblieben. Zwei Briefe des Bruders waren an den Absender zurückgegangen; vgl. den letzten Absatz dieses Briefes. (St. Martin, Bramsche: Kirchenbücher)

[106]  Am 16. Oktober 1858 wurde die Tochter Louise Catharine geboren. Am 23. März 1858 ist Sophia, "das älteste" (geb. am 20. Februar 1845), konfirmiert worden, "am Charfreitage, weil sie am Palmsonntage krank war". Sie verließ im gleichen Jahr die Schule, also im Alter von 13 Jahren. J.H. zur Oeveste hat diesen Brief am Geburtstag seiner ältesten Tochter zumindest zu schreiben begonnen.
Die Schule der St. Johannes-Gemeinde wird im "Kirchen-Rechnungs-Buch" erstmals 1849 erwähnt. Für 15 Kinder waren jeweils 50 Cents zu zahlen. 1855 schickten 35 von 67 Mitgliedern (Ehemänner, verwitwete Männer und Frauen, ledige Männer über 21 Jahre) 91 Kinder in die Schule. Von 1835 bis 1848 wurden in den Familien der Gemeinde (38 Mitglieder) 102 Kinder geboren. Bis 1855 waren davon 16 Kinder gestorben. Nur 5 der 91 Schulkinder von 1855 sind also nach 1848 mit ihren Eltern "zugezogen". Die Kinder wurden vermutlich im 7. bzw. 8. Lebensjahr eingeschult, Sophie zur Oeveste also 1852 oder 1853.
Vergleiche das Stichwort "Gemeindeschule".
(Hoyer; St. Johannes, White Creek: Kirchenbücher, Rechnungsbuch, Protokollbücher; St. John, White Creek: History 10; Lindemann 33; Der Lutheraner, 21. Oktober 1856; Meyer; Stellhorn)

[107]  Im Jahre 1860 wurde die Siedlung am White Creek erstmals umfassend von der alle 10 Jahre stattfindenden Volkszählung  und von der nationalen Landwirtschaftszählung erfaßt: Sie registrierte "John Henry Zaodoeste" mit 3000 Dollar Immobilienbesitz und 1100 Dollar beweglicher Habe. Danach waren von 360 acres (145,44 ha) 80 acres (32,32 ha) gerodet (vgl. Anm. 102), besaß er 4 Pferde, 8 Milchkühe, 23 Rinder, 36 Schweine und 9 Schafe und erntete er 146,4 Zentner Mais, 111,5 Zentner Weizen, (205 bushels) 29 Zentner Hafer, dazu 6,349 Tonnen Heu. Die Schafe sollen ihm 13,57 kg Wolle, Bienen 18,12 kg Honig und 0,453 kg Bienenwachs geliefert haben. 41,3 kg Butter sei auf der Farm gewonnen worden. Im Jahre 1860 zahlte J.H. zur Oeveste 17,98 Dollar Steuern, davon 3,46 Dollar Schulsteuern für die von der St. Johannes Gemeinde gemiedene "public school". In Wayne township waren 10 "Deutsche" unter den 33 Farmern, deren Grundstücke 3000 Dollar und mehr wert waren. J.H. zur Oeveste gehörte dazu: er und 6 weitere hatten einen 3000 Dollar-Besitz, die übrigen waren 5 000, 6 000 und 12 000 Dollar wert. Auf 20 000 wurde die wertvollste Farm des township geschätzt.
Im Bartholomew County waren im Jahre 1860 von 17 865 Einwohnern 1 240 im Ausland geboren. Im Wayne township waren von 95 Haushalten 52 deutsch. Im Jahre 1860 lebten in Indiana 1 350 428 Menschen, von denen 118 184 nicht in den USA geboren waren; 66 705 kamen aus Deutschland.
(Barnhart II 13ff.; Bartholomew County: Tax Duplicate; Indiana State Library: Census of Agriculture, 1870; NAMP: Census 1860)

[108]  Am 2. April 1836 hatte er seinen Eltern und Geschwistern geschrieben: "... das land ist hier fetter und von Düngen weis man hier nichts", und am 21. Februar 1840: "von Düngen weis man hier nicht viel von obschon es an verschiedenen Plätzen wohl gerne vertragen möchte". Vgl. Anm. 240.

[109]  Vgl. die Anm. 97 und 98. - Am 2. Dezember 1859 war John Brown gehängt worden. Am 16. Dezember wurden vier seiner Mitstreiter hingerichtet, am 16. März 1860 zwei weitere. 1800 in einer alten neuenglischen Familie geboren, hatte er seit 1834 unerbittlich gegen die Sklaverei gekämpft. 1855 griff er mit sechs Söhnen und einem Schwiegersohn zu Waffe; er ging in den Westen nach Kansas, um "die Herzen der Sklavenschinder mit Angst und Schrecken (zu) erfüllen". Für fünf ermordete Gegner der Sklaverei in Kansas erschlug er Ende Mai 1856 fünf Befürworter. Die Morde blieben ungesühnt. Rund 200 Tote (darunter einer seiner Söhne) gab es im "Guerilla-Krieg" um die Sklaverei in Kansas.
1858 gelang es John Brown, 17 Sklaven ohne Aufsehen von Kansas nach Kanada in die Freiheit zu bringen. Im gleichen Jahr fand er zunächst einige Unterstützung bei führenden Abolitionisten für seinen Plan, durch eine Aktion in Virginia eine Massenflucht von Sklaven auszulösen. Er stürmte am 16. Oktober 1859 mit nur 21 Mann (16 Weiße, 5 Schwarze) das von nur einem Soldaten bewachte Waffendepot der Bundesarmee bei Harper's Ferry in Virginia. Nach gut 24 Stunden mußte er sich ergeben. (Präsident Buchanan hatte 250 Dollar auf den Kopf von John Brown gesetzt, John Brown 2,50 Dollar auf den von Buchanan.) 10 Tote gab es auf Seiten des John Brown (darunter 2 seiner Söhne), 5 auf Seiten der Armee und der Einwohner von Harper's Ferry, darunter ein freier Schwarzer.
Am 10. November 1859 hat J.H. zur Oeveste in der "Seymour Times" die letzten Worte des John Brown vor dem Urteilsspruch lesen können: "... Wenn man es nun aber für nötig hält, daß ich mein Leben im Dienste der Gerechtigkeit opfere, und mein Blut mit dem Blute meiner Kinder vermische und darüber hinaus mit dem Blut von Millionen Menschen in diesem Sklavenlande, deren Rechte von bösen, grausamen und ungerechten Gesetzen mißachtet werden, dann beuge ich mich und sage: so sei es ..." Sollte J.H. zur Oeveste 1859 folgsamer Demokrat, Lutheraner und Leser des "Weltbote(n)" gewesen sein (vgl. die Anm. 75 und 98), wird er diese Worte für "Gotteslästerung" gehalten haben.
Vergleiche das Stichwort "John Brown".
(Boyer 475f.; McPherson 141f., 192ff.; Schlesinger 275; Seymour Times; Weltbote)

[110]  Bernhard Meyer hatte das Grundstück, das im Norden an die zur Oeveste Farm anschloß, am 15. September 1853 von Friederich Linnemann gekauft, der am 17. Oktober 1839 dieses Stück Urwald erworben hatte (vgl. Anm. 41). Bernhard Meyer verkaufte seine Farm am 27. Februar 1860 an Heinrich auf dem Berge, der am 9. April 1860 von der St. Johannes Gemeinde "als Mitglied angenommen" wurde, vgl. Anm. 187. (Schwenk; St. Johannes, White Creek: Protokollbuch)

[111]  Vgl. Anm. 103. - J. H. zur Oeveste berichtet von seinen Vettern Hermann Heinrich (geb. 1825) und Johann Diederich Beußmann (geb. 1827). Deren Vater, Johann Henrich Erdbrügge, ein Bruder seiner Mutter (vgl. Anm. 84), hatte 1813 in das Colonat Beußmann in Badbergen eingeheiratet und den Namen seiner erbberechtigten Frau angenommen. Die beiden Vettern sind 1853 nach Cincinnati ausgewandert. Johann Diederich hat am 2. August 1860 auf seiner Reise nach "Deutsland ... um Euch alle noch mahls wieder zu besuchen", Maria Adelheid Roßmann aus Wulften bei Badbergen geheiratet. Sie war die Tochter eines Colonen. 1861 sind die Vettern Beußmann nach Neu Ulm weitergezogen (vgl. Anm. 117). Sie haben dort den Indianeraufstand miterlebt (vgl. Anm. 127). Johann Diederich ist 1897, Hermann Heinrich 1902 in Neu Ulm gestorben. (Familie Kräft: private Unterlagen)

[112]  Vgl. die Anm. 83 und 92.