[85] Die Adresse befindet sich auf
der Rückseite des Faltbriefes. Er trägt die Aufschrift "PAID",
den unvollständigen Stempel "COLUMBUS" und den Stempel "OUTREMER LEHAVRE
25 JUIN".
[86] Vgl. Anm. 76.
[87] Es hat sich bei der "Bedeutenden Krankheit"
nicht um die Cholera gehandelt, sondern vermutlich um ein Malaria-Fieber.
Das "Verzeichnis der Beerdigungen welche in der Gemeinde geschehen sind,
ehe ich von derselben berufen wurde, ausgezogen aus den auf einzelen Blätter
geschriebenen Lebensläufen der Verstorbenen" (Pastor Fricke) enthält
5 Todesfälle für 1846, von denen zwei, am 27. und 28. Juli, auf
das "Hitzige Fieber" zurückgeführt werden können. Im Sommer
1846 bestand die Gemeinde aus 34 Familien. (St. Johannes, White Creek:
Kirchenbücher)
[88] Die Wirtschaftskrise in Europa begann in
Deutschland 1845 mit der Kartoffelfäule und einer insgesamt zu knappen
Ernte. 1846 folgte eine vollständige Mißernte (41 % Ernteausfall
in Preußen). Im Mai 1847 lagen die Getreide- und Kartoffelpreise
90 bis 130 % über denen des Jahres 1844, z.T. spekulativ überhöht.
Nach guter Ernte im Herbst 1848 lagen sie aber schon wieder unter dem Niveau
von 1844. Die hohen Lebensmittelpreise reduzierten den Spielraum für
den Kauf handwerklicher Erzeugnisse: Aufträge blieben aus, Arbeiter
wurden entlassen, Steuern nicht mehr gezahlt. Dies geschah vor dem Hintergrund
einer von 1840-1849 um 40 % angewachsenen Handwerkerschaft und handwerklicher
Heimarbeit im Nebenerwerb (z.B. Leineweberei der Heuerleute in der Landdrostei
Osnabrück) und zunehmender Industriealisierung. Verarmung setzte ein,
und Armut wuchs sich zu Verelendung aus.
Im April/Mai 1847 wurden "zum Besten der Nothleidenden" in Osnabrück
eine Fastenpredigt verkauft ("Woher kaufen wir Brot, das diese zu
essen bekommen?" Joh. 5,6) und ein Konzert gegeben und Geld gesammelt.
Der Bürgermeister bestand auf ordnungsgemäßer Armenfürsorge
und warnte, Bettlern und Vagabunden zu helfen: "Die heimatliche Noth ist
nicht bei den bettelnden Familien." Dennoch wurde in Osnabrück "zur
Linderung der Hungersnoth in Irland" gesammelt: "16 Thaler" brachte das
dem "Dompastor Beckmann" ein. In Deutschland ging die Angst um vor "irischen
Verhältnissen".
Vergleiche das Stichwort "Hungersnot in Irland (1845 - 1848)".
In den USA sammelten Einwanderer, vor allem auch die Kirchen. In Cincinnati
bildeten Deutsche im April 1847 ein "Kommittee für die Nothleidenden
in Deutschland", das 2.774,57 Dollar den Städten Osnabrück, Berlin,
Dresden, Düsseldorf und Darmstadt zu gleichen Teilen zur Verfügung
stellte. Vom 23. Juni 1847 ist das Dankschreiben des Bürgermeisters
von Osnabrück, Carl Bertram Stüve, datiert, das am 10. August
1847 im "Cincinnati Volksblatt" zu lesen war: "Im Oldenburgischen (seien)
die Zustände im Ganzen günstig geblieben", und "im Königreich
Hannover" habe es "manche Mittel der Aushülfe gegeben" durch "Regierung,
Gemeindevorstände ... so wie durch Betätigung des Wohlthätigkeitssinnes
der Einwohner". Man habe das Geld "in die Gegenden von Herford und Bielefeld"
gegeben, wo man "in den niederen Klassen, 4-5 Familien in einer elenden
Hütte, zumeist auf den kärglichen Lohn der Handspinnerei hingewiesen,
diesen in den letzten Jahren durch Concurrenz vollends hat verkümmern
sehen". Es gebe "dort hunderte von Familien, welche während der jüngsten
Zeit der Theurung ihr Leben nur durch den Genuß von abgestreiftem
Laubwerk, Brennesseln u.dgl. zu fristen vermogt haben". Die "Osnabrückischen
Anzeigen" hatten am 19. Mai 1847 von "in Cincinnati sich aufhaltenden Ausgewanderten
aus dem Kirchspiele Alfhausen" berichtet, die "200 Thaler zur Unterstützung
verschämter Armen im Kirchspiele Alfhausen übersandten".
(Cicinnati Volksblatt; Osnabrückische Anzeigen: 28. April, 5.
Mai, 8. Mai, 12. Mai, 15. Mai, 19. Mai, 30. Juni 1847; Snell; Wehler 641-659)
[89] Texas war seit dem 16. Jahrhundert eine
kaum besiedelte spanische Kolonie. Sie wurde ein Teil der unabhängigen
mexikanischen Monarchie (1821) und Republik (1823). In den 20er und 30er
Jahren hatten sich dort Siedler aus den Vereinigten Staaten und auch Einwanderer
aus Deutschland niedergelassen. Sie riefen am 2. März 1836 eine unabhängige
Republik aus, noch während in Alamo (San Antonio) 187 von ihnen 3000
Mexikanern widerstanden und den Tod fanden (23. Februar - 6. März
1836). Am 21. April 1836 gewährte Mexiko die Unabhängigkeit.
Im März 1837 wurde sie von den USA anerkannt. Das Gesuch der texanischen
Regierung, von den USA annektiert zu werden, wurde abgelehnt, um einen
Krieg mit Mexiko zu vermeiden. Befürworter der Sklaverei bevorzugten
die Annexion, deren Gegner die Selbständigkeit des Staates Texas:
er hatte die Sklaverei zugelassen. James K. Polk (1795-1849), demokratischer
Präsident von 1845-1849, garantierte im Juni 1845 den Schutz des Staates.
Texas hatte sich für den Beitritt zu den Vereinigten Staaten entschieden
und vollzog ihn am 29. Dezember 1845 als 28. Bundesstaat. Die USA gaben
Verhandlungen keine Chance; sie erklärten nach beidseitig verursachten
Grenzgefechten am 13. Mai 1846 Mexiko den Krieg. Am 13. September 1847
besetzten US-Truppen Mexiko City. Am 2. Februar 1848 wurde der Friedensvertrag
unterzeichnet: für 18,25 Millionen Dollar erwarben die USA über
Texas hinaus Californien, Nevada, Utah, den größten Teil von
New Mexiko und Arizona und Teile von Wyoming und Colorado. (Schlesinger
231-254; Temperley 96ff.)
[90] Johannes 3,5 - 7: "Jesus antwortete: Wahrlich,
wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, daß jemand geboren werde aus
Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. - Was vom
Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird,
das ist Geist. - Laß dich's nicht wundern, daß ich dir gesagt
habe: Ihr müsset von neuem geboren werden."
Gut 3 km westlich der lutherischen St. Johannes Kirche bildeten 1846
zunächst sieben Familien eine deutsche methodistische Gemeinde, zu
der die ehemals lutherischen "Osnabrücker" Kerkhoff, Kreienhagen,
Stockhowe, Tobrock und Wichmann gehörten. "Verfemt" wären sie
im Osnabrücker Land gewesen aus der Sicht der Amtskirche. In der lutherischen
Gemeinde wurde 1848 eine lutherisch-methodistische Trauung registriert
(vgl. Anm. 82) und 1850 und 1851 je eine methodistische Taufpatin akzeptiert
(Auf die Konfession der Paten wird erstmals 1850 verwiesen.). Das Taufregister
enthält im Oktober 1849 ein lutherisch-methodistisches Elternpaar.
1850 heiratet ein Evangelischer eine Lutherische. Das Taufregister nennt
1848 zwei Ehepaare "reformiert: eigentlich evangelisch", die dies auch
1850 noch sind. 1848 ist ein Elternpaar "evangelisch: i.e.unirt" und "lutherisch",
1853 ein anderes "reformiert" und "lutherisch". 1848 lassen ein "Lutherischer"
und eine "Reformirte (jetzt lutherisch)", und ein "Lutherischer (früher
unirt)" und eine "Lutherische" ihre Kinder vom lutherischen Pastor taufen.
Das "Verzeichnis der Comunicanten" vom 27. Januar 1850 enthält
Bekehrungen: "Bernhard Heinrich Adolph Burbring und dessen Ehefrau, Maria
Elise geb. Busch, waren bisher sogenannte Evangelische. Nach vorhergegangenem
Unterricht erklären sie: die Lehren der reformierten Kr. von Taufe,
Abendmahl usw. seien falsch und irrig, die der luth. Kr. dagegen richtig,
dem Worte Gottes gemäß; auch erkannten sie an, daß sie
diesem Bekenntnisse und dem darauf erfolgendem Abendmahlsgenusse
zufolge, nun Glieder der lutherischen Kirche, also Lutheraner seien und
mit Gottes Hilfe bleiben wollten. Indem sie dieses bona fide erklärten,
so reichte ich ihnen das hl. Abendmahl. Pastor C. Fricke." Am 31. März
und 5. Mai 1850 bekehrte er noch einmal 5 "Evangelische". Abermals 5 fügte
Pastor Klinkenberg am 20. April und 31. August 1851 hinzu. Die Evangelischen
("reformiert" und "unirt") waren seit dem Amtsantritt des ersten ständigen
Pastors (C. Fricke) im Herbst 1847 nicht zum Abendmahl zugelassen.
Das "Kirchen-Buch ..., angefangen bei Errichtung der Gemeinde im Jahre
Christi 1840", trägt die Bezeichnung "Evangelisch-lutherische Gemeinde
am White creek". Auf dem Einband des am 23. August 1846 vom "Schatzmeister
Gerhard Heinrich von den Fange ... eingeführten ... Kirchen-Rechnungs-Buch"
steht: "Vereinigte Evangelisch-lutherische und Reformiehrte Gemeinde, an
der Whitekreeik, Bartolomav-County - Indiana". Pastor Fricke schrieb am
1. Januar 1849 ins "Tauf-Register": "Deutsche Evangelisch-Lutherische St.
Johannes Gemeinde am White-creek". Diesen Namen trägt noch heute das
Kirchengebäude als Inschrift aus dem Jahre 1862. Schon Pastor Fricke
kann auf dem Rechnungsbuch "Vereinigte" und "und Reformiehrte" durchgestrichen
haben. Oder es war Pastor Rudolph Klinkenberg, der 1851 mit seinem Amtsantritt
die Gemeinde der (altlutherischen) "Deutschen Evangelisch-Lutherischen
Synode von Missouri, Ohio und anderen Staaten" zuführte: den Text
der ersten "Constitution" hat er geschrieben.
Vergleiche das Stichwort "Methodisten
und feme".
(Beyreuther; Concordia Historical Institute: St. John, White Creek,
Indiana; Eckardt 791ff.; Hömberg 2f.; Jelten 1984, 17-32, 121-156;
Jelten 1989, 67-82; Künßberg; Meyer; Sammlung1827, 3.
Abtlg., 70f.; St. Johannes, White Creek: Kirchenbücher; Wallace)
[91] Hermann Rudolph Philipp Pardieck, geboren
am 12. Februar 1801 in Rieste, ist am 20. Dezember 1847 am White Creek
in die St. Johannes Gemeinde als Mitglied aufgenommen worden. Er war mit
seiner Frau Catharina Maria, geb. Pahlmann, geboren am 12. August 1806
in Rieste, und 4 Kindern am 17. November 1847 von Bremerhaven aus auf der
"Scranton" in New Orleans eingetroffen. Sie hatten am 10. September 1830
in Bramsche geheiratet. Vgl. die Anm. 34, 41,
77 und 82. (NAMP: M 272, R. 4: Quarterly Abstracts;
St. Johannes, White Creek: Rechnungsbuch; St. Martin, Bramsche: Kirchenbücher)
[92] Vgl. die Anm. 76
und 200.
[93] Zu Hermann Eckelmann vgl.
Anm. 34. Der "Schwager" können Caspar oder Heinrich Geist gewesen
sein (vgl. Anm. 48). Der City Directory für
1846 führt Caspar jetzt als "builder" = Baumeister/Bauunternehmer.
(Robinson/Jones 174)