[207] Vgl. die Anm.
180 und 187. Der "kleine Sohn" Heinrich
Wilhelm auf dem Berge wurde am 24. April 1870 geboren. - Die Volkszählung
vom 18. Juni 1870, 6 Tage nach der Datierung dieses Briefes, registrierte
auf der "Oveste" Farm "Henry (68), Louise (55), John Henry (17), Mary C.
(14)" und "Louise C. (11)", dazu als "domestic servant" (Hausangestellter,
Knecht) "Adolph Hanstrae (18)" aus "Hanover". Auf der Farm der Familie
"Aufdemberge" wurden am 6. Juni 1870 registriert "Henry (67), Charlotte
(57), Henry (26), Willi (22), Mary (21)" und "Willi H. (1/12)". (Murphy:
Genealogisches Archiv; NAMP: Census 1870)
[208] Im Census von 1870 von Versailles/Kentucky
(1200 Einwohner) wird der Neffe Heinrich zur Oeveste aufgeführt als
"Henry Ovistis", 22 Jahre alt, Verkäufer, geboren in "Kentucky". Am
10. April 1870 schrieb er seinen Eltern, er sei dort jetzt Verkäufer
in einem "Manufactur-Geschäft" und habe "eine so gute Stelle", wie
er sie sich nur wünschen könne: "Ich bin hier fast ganz mein
eigener Herr und ... logiere im feinsten Hotel der Stadt". Er habe auch
schon "mehrmals die Ehre gehabt, an einer Tafel ... mit dem berühmten
Rebellengeneral John C. Breckenridge zu speisen" (vgl.
Anm. 118). Am 10. Oktober 1869 hatte er aus Cincinnti geschrieben,
daß ihn seit dem Frühjahr "Schmerzen in der Brust" geplagt hätten.
Ein amerikanischer "Doctor" habe eine "Herzkrankheit" festgestellt und
"daß die Lunge auch etwas angegriffen sei". Jetzt athme er aber wieder
"grad so leicht als (er) jemals gethan habe". Der Arzt habe "fast jede
Woche 5 Dollar gekostet, da die amerikanischen Doctoren bekanntlich sehr
hoch berechnen, aber die Deutschen Doctoren, welche hier sind, sind fast
alle Quacksalber die in Deutschland nichts weiter als Barbiere waren" (vgl.
Anm. 178). (Manley 120; Familie Schütte: Briefe des Heinrich zur
Oeveste)
[209] Vgl. Anm.
198.
[210] Vermutlich schrieb J. H. zur Oeveste
vom Kartoffelkäfer ("kleiner als eine Biene") und von deren Larven
("von der Grösse einer Erbse").
Der Colorado-Käfer war 1823 an der Ostseite der Rocky Mountains
entdeckt worden. Mit dem Anbau der Kartoffel im Westen ging er von einer
wilden, nur regional verbreiteten Kartoffelart auf die neue, ihm nun großflächig
angebotene Kulturpflanze über. 1874 hatte er die Ostküste der
USA erreicht, 1877 Mülheim am Rhein und Torgau in Sachsen, 1887 Meppen
im Emsland. Schon 1875 hatte die Reichsregierung die Einfuhr von Kartoffeln
aus Amerika verboten. Der Käfer wurde in Europa ausgerottet, verbreitete
sich aber seit 1922 von Bordeaux aus erneut nach Mitteleuropa (1936). Während
des zweiten Weltkrieges beschuldigte die deutsche Reichsregierung die amerikanische
Luftwaffe, Kartoffelkäfer über Deutschland abzuwerfen.
Der Kartoffelkäfer verbringt den Winter im Boden und legt im Frühjahr
bis zu 800 Eier an die Unterseite der Blätter. Nach 4-7 Tagen schlüpfen
die Larven, die sich, wie die Käfer, vom Kartoffelkraut (3-4 Wochen)
ernähren. Sie verpuppen sich in der Erde, aus der nach 2-4 Wochen
voll entwickelte Käfer hervorkommen. Bis zu drei Generationen bringen
Kartoffelkäfer im Jahr hervor, 150 km können sie in diesem Zeitraum
zurücklegen.
(Braun 127-130)
[211] Seit dem 7. September 1844 erschien "Der
Lutheraner ... alle zwei Wochen einmal für den Subscriptionspreis
von Einem Dollar fünf und zwanzig Cents (seit 1870: "ein Dollar und
fünfzig Cents") für die auswärtigen Unterschreiber, welche
davon die Hälfte vorauszubezahlen und das Postgeld zu tragen haben".
Herausgeber war "C. F. W. Walther, Pastor der deutschen ev. luth. Gemeinde
ungeänderter Augsburgischer Confession" in St. Louis, seit September
1847 die "Deutsche Evangelisch-Lutherische Synode von Missouri, Ohio u.
a. Staaten" (vgl. Anm. 90). Das Blatt sollte
denjenigen, "welche sich zu dem Glauben bekennen, den einst Luther den
Deutschen gepredigt hat, ... in diesem Theile unseres neuen Vaterlandes
... Ermunterung (sein), ihrem Glauben treu zu bleiben", der "alten wahren
Kirche Jesu Christi auf Erden", die "nicht aussterben könne". Der
Titel brachte es in jeder Nummer zur Sprache: "Gottes Wort und Luthers
Lehr' vergehet nun und nimmermehr".
J. H. zur Oeveste wird als "Unterschreiber" erstmals für den 10.
Jahrgang (Sept. 1853/Aug. 1854) aufgeführt (29. Juli 1854), danach
für die Jahrgänge 1856/1857 bis 1858/1859. Die Pastoren der St.
Johannes Gemeinde am White Creek (Klinkenberg, ab 1866/1867 Jüngel)
sind seit 1859/60 mit Sammelbestellungen registriert. 27 Exemplare waren
es 1859/60 und 33 für den Jahrgang 1869/1870. Diederich Pardieck hatte
schon vom 4. Jahrgang (1847/48) an abonniert. J. H. zur Oeveste wird die
Zeitung seines Freundes mitgelesen haben.
"Der Lutheraner" ist bis 1974 erschienen, immer in deutscher Sprache,
1870 mit 9000 Exemplaren (vgl. Anm. 129).
Der "Weltbote" erschien seit dem 25. November 1854, "wöchentlich
herausgegeben für Einen Thaler das Jahr in Vorauszahlung, von B.F.
Trexler, Allentown/Pennsylvania", in dem "kleinen Leipzig von Amerika"
(Hier wurden 9 Zeitungen gedruckt, davon 7 deutsche.), "redigirt nach Christlichen
Grundsätzen". Er werde sich "keiner der verschiedenen christlich-religiösen
Benennungen oder politischen Parteien vorzugsweise anschließen, sondern
unparteiisch für das Wahre und Gute nach besten Einsichten wirken".
Man wolle "keinen Fanatismus", sich aber doch der "unheilvollen Tendenz
des Unglaubens" als "Neuigkeitsblatt" entgegenstellen und "in der Politik
wie in der Religion schnurstracks und vorurteilsfrei hindurchzusegeln suchen.
... Es soll ein Blatt sein, das jeder Familienvater mit gutem Gewissen
in die Hände seiner Kinder geben kann." Bis 1916 ist der "Weltbote"
erschienen, 1870 mit 12 000 Exemplaren (2 Dollar), die über die Vereinigten
Staaten hinweg vertrieben wurden.
J. H. zur Oeveste wird von 1857 bis 1862 nicht als "Subscribent" unter
der Rubrik "Quittungen" aufgeführt, wohl aber der Lehrer seiner Kinder,
Theodor Gotsch (vgl. Anm. 106), der 3 Exemplare
bezahlte. Sie werden auch von Gemeindemitgliedern anteilig bezahlt und
von vielen gelesen worden sein. 1863 hat J. H. zur Oeveste den "Weltbote(n)"
gelesen (vgl. Anm. 144), seit 1870 auf jeden
Fall "gehalten". Auf 8 Seiten informierte er über "Politik, Poesie"
und "Naturkunde", über die "Vereinigten Staaten" und über "Ausländisches,
Verschiedenes" und "Gemeinnütziges", mit Briefen und bis zu 2 Seiten
"Anzeigen".
"Der Lutheraner" begrüßte das "nach allgemein christlichen
Grundsätzen redigierte und gegen den Unglauben wirkende Neuigkeitsblatt
... mit herzlicher Freude" (19. Dezember 1854). Aber schon am 11. Dezember
1860 wurden erste Rügen erteilt: Der "Welt-Bote" habe "sich zum Handlanger
und Propheten eines schwärmerischen Chiliasmus gemacht", führe
"einfältige Christen auf gefährliche Abwege" und stehe in Gefahr,
vom "Lutheraner" bekämpft zu werden wie die "Satanspresse". Am 10.
Dezember 1862 wurde der "Weltbote" gelobt: als "politisches Blatt" sehe
es, besser als "die meisten s. g. religiösen(?) Blätter", den
Bürgerkrieg als "furchtbares Strafgericht" und eben nicht als "Geburtswehen
einer besseren Zeit vollkommener Freiheit: ... so öffnet denn Gott
politischen Blättern, gleich Steinen, den Mund, auf daß doch
jemand der Welt die Wahrheit sage und ihre Schuld gegen Gott vorhalte"
(vgl. die Anm. 121 und
98). Am 1. März 1866 verschärfte "Der Lutheraner" seine Kritik
am "Weltbote(n)": Er verschaffe "Aufsätzen Verbreitung ..., in denen
bald diese, bald jene Secte wie eine Patent-Medizin angepriesen und den
andern Christen in das Gesicht geschlagen" werde: "Rechtgläubige Christen,
denen ihr Glaube und ihre Kirche nicht ein Spott ist, sollten ein solches
Blatt, das nach Umständen alles lobt und alles schändet, nicht
in ihrem Hause leiden". J. H. zur Oeveste hat nicht auf den "Lutheraner"
gehört und wohl auch noch 1873 das "Organ der gröbsten Religionsmengerei"
mit seinen "indifferentistischen Wischiwaschi-Artikeln" gelesen und sich
"der schweren Sünde ... theilhaftig" gemacht (15. Januar 1873). "Der
Lutheraner" machte seinen Lesern am 1. November 1874 mit einer "Blumenlese
aus drei Nummern" des "Weltboten" dessen "religiösen Standpunkt ...
deutlicher ..., als er, leider Gottes, manchen Christen, die sich für
gute Lutheraner halten, auch nicht wenigen Gliedern unserer Synode, zu
sein scheint". Ob J. H. zur Oeveste "dieses Blatt von schwärmerischer
unlutherischer Richtung" nun doch abbestellt hat, wissen wir nicht. "Der
Lutheraner" war jedenfalls am 15. Januar 1875 gewillt, dieses "Blatt mit
einem durch und durch unchristlichen, ja unsittlichen Standpunkte auf jede
mögliche und erlaubte Weise aus den christlichen Häusern unserer
Kreise zu verbannen".
(Arndt 262, 508; St. John's Evangelical Lutheran Church 18; Der Lutheraner;
Weltbote)