3 Konflikte lernen, erkennen und analysieren

3.9 Typisches Schulkonfliktpotential









Nähere Erläuterung der Rahmenbedingungen

Schulgesetze

In einem Schulgesetz von 1886 steht zu Beginn, die Schule erwarte, dass den Schülern "Gottesfurcht und Sittenreinheit " heilig sei. Derartig starre Regelungen gibt es heute nicht mehr. Schulgesetze haben eine Balance herzustellen zwischen den Aufsichtspflichten und Bildungsanforderungen des Staates und den individuellen Bedürfnissen von Schüler/innen, Lehrer/innen, Schulen und Eltern. Wie schwierig dies in einer modernen dynamischen Gesellschaft ist, zeigen die Diskussionen der letzten Jahre, etwa zur 13- oder l2jährigen Schulzeit bis zum Abitur oder die um einen Abschluss für Schüler/innen, die die Schule vor der Reifeprüfung verlassen.

Finanzierung

Der Staat muss sparen, und dies betriffl nicht zuletzt den Ausbildungsbereich. Trotz aller Bekenntnisse zur besonderen Bedeutung des Bildungswesens haben alle Beteiligten in den letzten Jahren mit einschneidenden Kürzungen zu leben: bei den Unterrichtsmitteln, der Unterrichtsversorgung, den Mitteln für extracurriculare Aktivitäten und bei vielem anderen.

Hierzu ein kleines Beispiel:
Durch die Budgetierung für Lernmittel und Schulfahrten mussten Schulen einen erhöhten Eigenbeitrag der Schüler/innen bzw. der Eltern einführen. Die Leitung einer Schule schreibt: "Zur Finanzierung bezahlen alle an Fahrten teilnehmenden Schülerinnen und Schüler zusätzlich 10 Euro oder mehr, wenn die Fahrt länger als vier Tage dauert, und 5 Euro bei Fahrten von drei und vier Tagen Dauer.

Unterrichtsmaterial

"Schulen sind kein Schmuck, sondern notwendig."
So der Leiter der Herschelschule in Hannover, Werner Heisterberg, nach einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Mit dieser Aussage wandte er sich gegen weitere Mitteleinsparungen: Der Rat müsse sich vielleicht von dem einen oder anderen Schmuckstück im Haushalt verabschieden, aber nicht gerade an den Voraussetzungen der Ausbildung sparen. Und der Leiter der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, Enno Dargatz äußerte, er wisse nicht, wo er noch Unterrichtsmaterial einsparen könne. Zu einem Reporter der Zeitung sagte er: "Wir hatten schon einmal die Situation, dass eine Reihe von Chemie-Versuchen nicht mehr stattfinden konnte."

Bauliche Ausstattung

Erhaltung, Renovierung oder Neubau von Schulen und Unterrichtsräumen sind bekanntlich kostspielig, gleichzeitig aber die Voraussetzung für ein gutes Lernklima und überhaupt die Erfüllung der Erziehungsaufgaben. Was tun in Zeiten knapper Kassen? Häufig ist Eigenarbeit der Schüler/innen und Eltern gefragt, wenn es um notwendige Veränderung von Klassenräumen geht. Und der Bremer Bildungssenator Willi Lemke machte unlängst den Vorschlag, ausgewählte Schulen an private Gesellschaften verkaufen und sie dann wieder anzumieten; die neuen Eigentümer/innen seien dann verpflichtet, für die Instandhaltung und Renovierung der Gebäude zu sorgen.

Lehrpläne

Der Schulunterricht wird generell auf der Grundlage von Rahmenrichtlinien erteilt, die das Kultusministerium erlässt. Für die Unterrichtsfächer der allgemein bildenden Schulen gibt es rund 160 Rahmenrichtlinien. Nicht einfach, da den Durchblick zu behalten, vor allem innerhalb unseres föderativen Systems. Lehrpläne und Richtlinien müssen flexibel sein und auf die jeweils veränderten Situationen und Anforderungen einstellen. Gerade nach der allgemeinen Verunsicherung durch die Pisa-Studie wurden Forderungen nach einer Neufassung und Vereinheitlichung der Lehrpläne laut.
So forderte der Kultusminister des Saarlands Jürgen Schreier am 18.4.2002 die Einführung einheitlicher Lehrpläne an deutschen Schulen. Schreier sagte in Saarbrücken, seine Forderung sei "kein Anschlag auf die Kulturhoheit der Länder". Die Eltern hätten jedoch ein Recht darauf zu erfahren, was beispielsweise ihr Kind am Ende der Grundschulzeit wissen müsse. Und die Kultusministerkonferenz verabschiedete, ebenfalls als Reaktion auf die Pisa-Studie, am 23. und 24. Mai 2002 überarbeitete einheitliche Prüfungsanforderungen (EPA) in den Fächern Mathematik, Deutsch und Englisch. Sie werden 2003 eingeführt und bilden spätestens ab dem Schuljahr 2004/05 in den einzelnen Ländern die Grundlage für die fachspezifischen Anforderungen in der Abiturprüfung.

Ausbildung und Fortbildung

In unserer hochkomplexen Informationsgesellschaft reicht es natürlich nicht, einmal erworbenes Wissen und berufsspezifische Techniken in den Jahrzehnten der Berufstätigkeit einfach zu nutzen. Ärzt/innen, Jurist/innen wie Handwerker/innen müssen sich weiterbilden. Aber besonders auch Lehrer/innen, die mit immer neuen Schülergenerationen und wechselnden Anforderungen in ihrer Lehre konfrontiert sind.

Dies betrifft die im engeren Sinne fachwissenschaftliche Ausbildung, aber vor allem auch neuere Erkenntnisse in Didaktik, Methodik und insgesamt in der Pädagogik, die durch eigene Lektüre, aber auch in Fortbildungsveranstaltungen aufgenommen werden können, aber auch müssen. Man bedenke etwa die neuen Informationstechnologien, die in einem rapiden Wandel begriffen sind und die auch den Unterricht beständig verändern.