Nähere
Erläuterung der Rahmenbedingungen
Schulgesetze
In einem Schulgesetz von 1886 steht zu Beginn, die Schule erwarte,
dass den Schülern "Gottesfurcht und Sittenreinheit "
heilig sei. Derartig starre Regelungen gibt es heute nicht mehr.
Schulgesetze haben eine Balance herzustellen zwischen den Aufsichtspflichten
und Bildungsanforderungen des Staates und den individuellen Bedürfnissen
von Schüler/innen, Lehrer/innen, Schulen und Eltern. Wie
schwierig dies in einer modernen dynamischen Gesellschaft ist,
zeigen die Diskussionen der letzten Jahre, etwa zur 13- oder l2jährigen
Schulzeit bis zum Abitur oder die um einen Abschluss für
Schüler/innen, die die Schule vor der Reifeprüfung verlassen.
Finanzierung
Der Staat muss sparen, und dies betriffl nicht zuletzt den Ausbildungsbereich.
Trotz aller Bekenntnisse zur besonderen Bedeutung des Bildungswesens
haben alle Beteiligten in den letzten Jahren mit einschneidenden
Kürzungen zu leben: bei den Unterrichtsmitteln, der Unterrichtsversorgung,
den Mitteln für extracurriculare Aktivitäten und bei
vielem anderen.
Hierzu ein kleines Beispiel:
Durch die Budgetierung für Lernmittel und Schulfahrten mussten
Schulen einen erhöhten Eigenbeitrag der Schüler/innen
bzw. der Eltern einführen. Die Leitung einer Schule schreibt:
"Zur Finanzierung bezahlen alle an Fahrten teilnehmenden
Schülerinnen und Schüler zusätzlich 10 Euro oder
mehr, wenn die Fahrt länger als vier Tage dauert, und 5 Euro
bei Fahrten von drei und vier Tagen Dauer.
Unterrichtsmaterial
"Schulen sind kein Schmuck, sondern
notwendig."
So der Leiter der Herschelschule in Hannover, Werner Heisterberg,
nach einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Mit
dieser Aussage wandte er sich gegen weitere Mitteleinsparungen:
Der Rat müsse sich vielleicht von dem einen oder anderen
Schmuckstück im Haushalt verabschieden, aber nicht gerade
an den Voraussetzungen der Ausbildung sparen. Und der Leiter der
Dietrich-Bonhoeffer-Schule, Enno Dargatz äußerte, er
wisse nicht, wo er noch Unterrichtsmaterial einsparen könne.
Zu einem Reporter der Zeitung sagte er: "Wir hatten schon
einmal die Situation, dass eine Reihe von Chemie-Versuchen nicht
mehr stattfinden konnte."
Bauliche Ausstattung
Erhaltung, Renovierung oder Neubau von Schulen und Unterrichtsräumen
sind bekanntlich kostspielig, gleichzeitig aber die Voraussetzung
für ein gutes Lernklima und überhaupt die Erfüllung
der Erziehungsaufgaben. Was tun in Zeiten knapper Kassen? Häufig
ist Eigenarbeit der Schüler/innen und Eltern gefragt, wenn
es um notwendige Veränderung von Klassenräumen geht.
Und der Bremer Bildungssenator Willi Lemke machte unlängst
den Vorschlag, ausgewählte Schulen an private Gesellschaften
verkaufen und sie dann wieder anzumieten; die neuen Eigentümer/innen
seien dann verpflichtet, für die Instandhaltung und Renovierung
der Gebäude zu sorgen.
Lehrpläne
Der Schulunterricht wird generell auf der Grundlage von Rahmenrichtlinien
erteilt, die das Kultusministerium erlässt. Für die
Unterrichtsfächer der allgemein bildenden Schulen gibt es
rund 160 Rahmenrichtlinien. Nicht einfach, da den Durchblick zu
behalten, vor allem innerhalb unseres föderativen Systems.
Lehrpläne und Richtlinien müssen flexibel sein und auf
die jeweils veränderten Situationen und Anforderungen einstellen.
Gerade nach der allgemeinen Verunsicherung durch die Pisa-Studie
wurden Forderungen nach einer Neufassung und Vereinheitlichung
der Lehrpläne laut.
So forderte der Kultusminister des Saarlands Jürgen Schreier
am 18.4.2002 die Einführung einheitlicher Lehrpläne
an deutschen Schulen. Schreier sagte in Saarbrücken, seine
Forderung sei "kein Anschlag auf die Kulturhoheit der Länder".
Die Eltern hätten jedoch ein Recht darauf zu erfahren, was
beispielsweise ihr Kind am Ende der Grundschulzeit wissen müsse.
Und die Kultusministerkonferenz verabschiedete, ebenfalls als
Reaktion auf die Pisa-Studie, am 23. und 24. Mai 2002 überarbeitete
einheitliche Prüfungsanforderungen (EPA) in den Fächern
Mathematik, Deutsch und Englisch. Sie werden 2003 eingeführt
und bilden spätestens ab dem Schuljahr 2004/05 in den einzelnen
Ländern die Grundlage für die fachspezifischen Anforderungen
in der Abiturprüfung.
Ausbildung und Fortbildung
In unserer hochkomplexen Informationsgesellschaft reicht es natürlich
nicht, einmal erworbenes Wissen und berufsspezifische Techniken
in den Jahrzehnten der Berufstätigkeit einfach zu nutzen.
Ärzt/innen, Jurist/innen wie Handwerker/innen müssen
sich weiterbilden. Aber besonders auch Lehrer/innen, die mit immer
neuen Schülergenerationen und wechselnden Anforderungen in
ihrer Lehre konfrontiert sind.
Dies betrifft die im engeren Sinne fachwissenschaftliche Ausbildung,
aber vor allem auch neuere Erkenntnisse in Didaktik, Methodik
und insgesamt in der Pädagogik, die durch eigene Lektüre,
aber auch in Fortbildungsveranstaltungen aufgenommen werden können,
aber auch müssen. Man bedenke etwa die neuen Informationstechnologien,
die in einem rapiden Wandel begriffen sind und die auch den Unterricht
beständig verändern.
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