4 Konfliktbearbeitung und Konfliktlösung

4.1 Wer hat Recht? Gewinner und Verlierer









Unsere Gesellschaft ist stark konkurrenzorientiert. Nicht nur im Sport zeigt sich, dass wir häufig spontan in Kategorien von Gewinnen und Verlieren denken. Dies bestimmt oft auch das Verhalten in Konflikten. Es geht darum, sich durchzusetzen und oft auch, den anderen "klein zu machen". Manchmal kann es schon richtig sein, kompromisslos auf seinem Standpunkt zu beharren und diesen offensiv zu vertreten, etwa, wenn wirklich unzumutbare Forderungen gestellt werden oder die Position der anderen Person offensichtlich schädlich ist.

Aus dem Bereich des Militärs sind uns solche Fälle bekannt: Muss ein Soldat einen Befehl ausführen, auch wenn er weiß, dass dadurch ungerechtfertigt großes Leid oder Unrecht geschieht? Dieser sogenannte "Befehlsnotstand" ist meist ein innerer Konflikt, der eine folgenschwere persönliche Entscheidung erfordert.

In unserem alltäglichen Leben wirkt sich das kompromisslose Beharren auf der eigenen Position aber oft schädlich aus. In einer demokratischen Gesellschaft sind wir immer wieder aufgefordert, unsere eigene Position zu relativieren und Vereinbarungen mit anderen zu treffen, was beinhaltet, Abstriche von unserer ursprünglichen Position zu machen.

Das konflikthaftes Verhalten, ausgelöst durch die beschriebenen Konkurrenzgefühle, können durch die folgenden Übungen deutlich gemacht werden. Überraschende, kreative Lösungen der Konflikten können auch von kleineren Schüler/innen gefunden werden.

Diese Übungen sind für den konkreten Schulunterricht gedacht:
Gewinner und Verlierer
werden festgestellt, anschließend werden Überlegungen angestellt, ob es nicht auch zwei Gewinner geben könnte.


Übungen:

Armdrücken
Zwei Kinder bilden eine Gruppe und setzen sich an einen Tisch, um die klassische "Armdrücken" - Position einzunehmen.
Der Auftrag lautet: "Ihr habt eine Minute Zeit. Zählt bitte, wie oft ihr es schafft, den Arm runterzudrücken. Die Gruppe hat gewonnen, die am meisten schafft."

Hintergrund: Es gewinnt nur die Gruppe, in der die Partner/innen sich kooperativ verhalten und gegenseitig abwechselnd ohne Widerstand immer wieder den Arm des Gegenübers runterdrücken. In den 60 Sekunden sind so ohne weiteres über 100 Wiederholungen möglich!

 

Diamant
Zwei Kinder bilden eine Gruppe. Ein Kind erhält einen schönen Stein (Murmel, Nuss, Kugel, was auch immer...). Der Auftrag lautet: "Einer von euch hat einen wunderschönen Diamanten. Es ist ganz besonders wertvoll und kostet 1 Millionen Euro. Der andere hat jetzt 2 Minuten Zeit, um an den Diamanten zu kommen. Alles ist erlaubt!"

Hintergrund: Hier muss man die Nerven behalten und wirklich erst einschreiten, wenn Blut zu fließen droht (oder die Einrichtung leidet). Viele Kinder toben sofort los, rangeln, jagen sich, es wird laut und hektisch. Aber am zufriedensten sind die Kids, die verhandeln und z.B. eine 50/50-Lösung finden. Das sind die beiden Gewinner/innen!
Die anderen schaffen es entweder, den Stein abzujagen oder zu ihn behalten. Es gibt also einen Gewinner und einen Verlierer.

Nach der ersten Auswertungsrunde findet das gleiche Spiel mit der gleichen Anleitung noch ein Mal statt...Vielleicht ist der Lernerfolg einer kreativen Konfliktlösung sichtbar...oder wird etwa Rache geübt...?

Malen

Zwei Kinder bilden eine Gruppe und sitzen am Tisch mit einem Blatt Papier. Beide fassen einen Stift gemeinsam an. Es ist verboten, zu reden oder sich miteinander zu verständigen. Das erste Kind erhält - getrennt vom anderen und so, dass es kein anderer hört - den Auftrag, einen Baum zu malen. Das Zweite erhält, ebenfalls getrennt vom anderen, den gleichen Auftrag.
In der zweiten Runde wird wieder an jeden ein weiterer Auftrag erteilt, z.B. jetzt ein Haus zu malen.
In der dritten Runde erhalten beide unterschiedliche Aufträge: Male ein Auto! Und: Male eine Katze!

Hintergrund: Sehr leicht lässt sich feststellen, welches Kind den Stift führt und wer nachgibt. Wenn unterschiedliche Aufträge ausgeführt werden müssen, ist es sehr interessant, welche Lösungen herauskommen! Eine Autokatze, zwei Bilder oder auch nur eines (das andere Kind konnte seinen Auftrag nicht verwirklichen!) sind möglich.
Wer setzt sich durch oder kann man durch kooperatives Verhalten jedem zum "Recht" verhelfen?

3.9 Typisches Schulkonfliktpotential 4.2 Lösungsansätze und Lösungsmöglichkeiten