JASPERS JAHR 2008    »Wahrheit ist, was uns verbindet«

„Zwischen Autonomie und Engagement. Karl Jaspers und der lange Weg zum politischen Schriftsteller“

Dr. Bernd Weidmann (Heidelberg)

Es hat lange gedauert, bis sich Karl Jaspers als politischer Schriftsteller verstand. Zum ersten Mal zählte er sich zu dieser Gruppe in seiner Friedenspreisrede von 1958:  „Wir Schriftsteller arbeiten an der Denkungsart.“ In den folgenden zehn Jahren avancierte er zu einem der radikalsten Kritiker der Bundesrepublik, ohne sie jedoch prinzipiell in Frage zu stellen. Er entlarvte die Doppelmoral der Politiker in der Bundestagsdebatte über die Verjährung von NS-Verbrechen, unterstützte die Gegner der geplanten Notstandsgesetzgebung und sympathisierte mit der Studentenbewegung. In der bürgerlichen Öffentlichkeit stellte man ihn auch bald ins linke politische Spektrum. Wie soll man den mit der Friedenspreisrede eingetretenen Wandel erklären? Hat Jaspers tatsächlich seine geistige Autonomie zugunsten politischen Engagements aufgegeben, oder wird im Wandel vom akademischen Lehrer zum politischen Schriftsteller eine untergründige Kontinuität sichtbar? Wie ist das politische Engagement der 60er Jahre zu verstehen?
Moderation: Prof. Dr. Reinhard Schulz (Institut für Philosophie)

27. Juni 2008
20.00 Uhr
A 14, Hörsaal 3