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Veranstaltung

Semester: Sommersemester 2018

3.06.423 Das Tier: Diskurse in Kunst- und Mediengeschichte -  


Veranstaltungstermin | Raum

Beschreibung

Die Human-Animal Studies (HAS) – oder auch Animal Studies (AS) – haben sich in den letzten 25 Jahren vor allem im englischsprachigen Raum als ein interdisziplinäres Forschungsfeld entwickelt und finden seit einigen Jahren auch im deutschsprachigen Raum zunehmende Aufmerksamkeit. In der Untersuchung von Schnittstellen zwischen Tier und Mensch, zwischen tierischen und menschlichen Gesellschaften setzen sich die HAS vielfältig mit Mensch-Tier-Verhältnissen auseinander, mit dem Ort und der Verortung von Tieren in sozialen und kulturellen menschlichen Lebensräumen. Entscheidend ist dabei der Ansatz und Anspruch, das Tier nicht als passives Objekt zu betrachten, sondern es als Subjekt und Akteur ernst zu nehmen. Der sogenannte animal turn verschiebt die gewohnte anthropozentrische Perspektive, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, hin zu einer neuen Art und Weise, auf die Beziehungen zwischen Mensch(en) und Tier(en) zu blicken.
Die Veranstaltung fragt danach, wie das Tier in visueller Kultur, in Kunst- und Mediengeschichte, in kunst- und medienwissenschaftlichen Diskursen eingesetzt und thematisiert worden ist und wie diese Einsetzungen und Thematisierungen durch die proklamierte Perspektive der Human-Animal Studies herausgefordert sind.
Das Feld, das damit angesprochen ist, reicht von steinzeitlicher Höhlenmalerei bis zu gegenwärtigen Praktiken der Verdatung, von animistisch begründeten Bildfindungen bis zu Entwürfen eines technoiden Posthumanismus. Die Entwicklung der Tiermalerei als eigenständiges künstlerisches Genre gehört ebenso dazu wie die Traditionen tierischer Ikonografien; die Inszenierung von Tieren als Attribute und Insignien menschlicher (männlicher) Herrschaft, etwa im Reiterstandbild, ebenso wie als Versinnbildlichung oder Karikierung menschlicher Charaktereigenschaften. Im Bild des Tieres überlagern sich Mythisierungen, Kunst und Wissenschaft – so etwa in den illustrierten Publikationen zur Naturgeschichte oder in den Schauanordnungen von Menagerie, Zoologischem Garten und Zirkus. Die tierische Vermenschlichung in den Narrativen von Film und Fernsehen, der Tier-Star, überstrahlt das Star-Tier nach dem Film. Tote oder getötete Tiere fungieren ebenso als Ausstellungsstücke für das Naturkundemuseum wie als private Trophäen und Erinnerungsträger, als Prestige- und Repräsentationsobjekte. Der vielfältige Einsatz toter und lebender Tiere sowie auch die Tötung von Tieren in künstlerischen Praktiken der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart lässt zudem ethische Fragen laut werden. Und nicht zuletzt erfreut sich das Tier als Thema von Kunstausstellungen seit vielen Jahren großer Beliebtheit. Zur Diskussion stehen mithin u.a. die Verwendung des Tieres als Bild, Material und Medium, als Metapher, Symbol und Allegorie, als Ort menschlicher Imagination und menschlichen Wissens, als menschliches Produkt im Spannungsfeld von Wissen, Technik und Kultur.

Die Veranstaltung (3 SWS) kombiniert Vorträge, für die externe Referent*innen eingeladen sind, und Seminarsitzungen, die die einzelnen Vortragsthemen vor- bzw. nachbereiten. Damit wird ein gleichermaßen breitgefächerter wie pointierter Einblick in dieses recht neue Forschungsfeld und seine Relevanz für Kunstgeschichte, Medienwissenschaft und Studien visueller Kultur gegeben. Zur weiteren Vertiefung wird empfohlen, zusätzlich auch an dem Lektüreseminar „Texte zu Tiertheorie und Cultural Animal Studies“ (S, 3.06.424, 1 SWS) teilzunehmen!

lecturer

TutorIn

Lehrsprache
deutsch

(Stand: 19.01.2024)  | 
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