Sachbearbeitung am Institut

Petra Oetken-Brinkmann

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A6 4-416

Fachstudienberatung

B.A./M.A. Sozialwissenschaften

M.Ed. Politik/Politik-Wirtschaft

Prüfungsamt

Abfassen von Hausarbeiten

Im Rahmen einer Hausarbeit sollen Sie eine selbst gewählte Fragestellung aus dem Themenbereich der betreffenden Lehrveranstaltung anhand wissenschaftlicher Literatur sowie primärer und sekundärer Literatur untersuchen. Gegenstand der Hausarbeit sind allein die Untersuchungsergebnisse und die Gründe, die Sie zu ihren Schlussfolgerungen kommen lassen, nicht jedoch Ihr eigener Arbeits- und Erkenntnisprozess.

Texte werden generell nach den Regeln der neuen deutschen Rechtschreibung vom 1.8.2006 verfasst (den aktuellen Duden nutzen!).

1. Fragestellung

Dreh- und Angelpunkt einer gelungenen wissenschaftlichen Arbeit ist die Fragestellung. Schon aufgrund der Komplexität der Wirklichkeit, auch einer internationalen Institution oder einer außenpolitischen Entscheidung, können Sie einen Untersuchungsgegenstand nie 'einfach so' beschreiben. Sie müssen sich immer auf bestimmte Aspekte konzentrieren und damit gleichzeitig andere vernachlässigen, die für sich genommen auch wichtig und untersuchenswert sein mögen. In der Fragestellung klären Sie, welchen Aspekt der Wirklichkeit Sie bearbeiten wollen.

  • Die Fragestellung soll möglichst konkret sein, um ihre Selektionsfunktion erfüllen zu können. Also nicht: "Internationale Institutionen einst und jetzt", sondern etwa: "Inwiefern hat sich die Rolle des Weltsicherheitsrates zur Bewahrung des Weltfriedens durch das Ende des Ost-West-Konfliktes gewandelt ?"
  • Suchen Sie nach analytischen Fragestellungen (warum geschieht etwas, wie verändert sich ein Untersuchungsgegenstand, welche Funktionen übernimmt er bei der Entstehung oder Bearbeitung eines Problems/Konfliktes). Vermeiden Sie dagegen rein deskriptive Fragestellungen (was ist die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ?). Achten Sie auf die Wortwahl in der Einleitung: Ziel der Arbeit ist es 'zu untersuchen' oder 'einer Frage nachzugehen', nicht jedoch 'zu beschreiben, oder 'darzustellen'.
  • Suchen Sie nach Fragestellungen, die interessant oder relevant sind. Relevanz und Interesse können sich z.B. aus einer empirischen Beobachtung ergeben
  • Das Auffinden einer sinnvollen Fragestellung setzt eine Mindestkenntnis des zu bearbeitenden Themenfeldes voraus, denn Fragestellungen 'aus dem hohlen Bauch' heraus drohen, lediglich Vorurteile zu bestätigen. Die Festlegung der Fragestellung liegt also nicht am Anfang, sondern irgendwo in der Mitte des Arbeitsprozesses. Bemühen Sie sich jedoch um eine möglichst frühzeitige Festlegung, damit Sie die Selektionsfunktion der Fragestellung nutzen und sich auf bestimmte Aspekte konzentrieren können.
  • Die Festlegung der Fragestellung setzt voraus, dass im wesentlichen klar ist, aufgrund welchen Materials sie bearbeitet werden soll. Steht kein Material (oder keine geeignete theoretische Konzeption) zu ihrer Bearbeitung zur Verfügung, so ist eine noch so interessante Fragestellung unbrauchbar.

2. Design der Untersuchung

Auf der Grundlage einer (vorläufig festgelegten) Fragestellung gilt es sodann zu klären, wie Sie dem dadurch aufgeworfenen Problem nachgehen wollen und in welchen Schritten Sie Ihre Argumentation entfalten wollen.

  • In vielen Fällen werden Sie es mit einem Fall zu tun haben (z.B. die deutsche Entscheidung zur Beteiligung am Kosovo-Konflikt). Dann ist die Gefahr der Deskription, insbesondere der chronologischen Beschreibung, besonders hoch. Umso wichtiger ist die Festlegung einer problemorientierten Fragestellung ('warum beteiligen die Deutschen sich ?) und ein Bezug auf theoretisch-konzeptuelle Literatur (s.u.).
  • Möglich ist ein vergleichendes Design, mit dem Unterschiede und/oder Gemeinsamkeiten von zwei oder mehreren Fällen herausgearbeitet werden ("warum haben die Deutschen sich am Kosovo-Einsatz, nicht jedoch am Golf-Konflikt militärisch beteiligt?"). Die Arbeit kann dann darauf gerichtet sein, Varianz zu erklären (warum das unterschiedliche Verhalten ?) oder trotz unterschiedlicher Ergebnisse bestehende Gemeinsamkeiten zu identifizieren (welche Grundkonstanten prägen die deutsche Außenpolitik in dem Bereich ?).
  • Manchmal kann die Vergleichsmethode auch innerhalb eines Falles fruchtbar gemacht werden, indem Phasen miteinander verglichen werden. Es geht dann nicht um die Beschreibung eines über Zeit verlaufenden Prozesses, sondern um den Vergleich etwa einer Institution zu zwei (oder mehr) Zeitpunkten (z.B. Vergleich der Funktionen/Leistungen/Probleme des Weltsicherheitsrates vor dem Ende des Ost-West-Konfliktes [1985] und danach [1995]).

3. Theoriebezug

Sozialwissenschaftliche Erkenntnis entsteht durch die Wechselwirkung von Theorie und Empirie. Theorien sind dabei fallübergreifend angelegte Konstruktionen (z.B. Modelle, allgemeine Zusammenhänge), die uns helfen, empirische Beobachtungen zu ordnen, zu systematisieren und zu erklären. Innerhalb einer wissenschaftlichen Arbeit können Theorie und Empirie einander auf unterschiedliche Weise zugeordnet sein. Machen Sie sich klar, welcher dieser Formen sie folgen wollen, und welche Rolle Theorie und Empirie dann im Rahmen Ihrer Arbeit zukommt.

  • Theorie kann dazu dienen, eine empirische Untersuchung anzuleiten. Angestrebt werden dann Erkenntnisse über einen Fall, z.B. eine internationale Institution, während die Theorie das dazu notwendige Analyseinstrumentarium bereitstellt ("was lässt sich über die NATO in Erfahrung bringen, wenn sie aus der Perspektive der Kooperationstheorie betrachtet wird ?"). Der Theoriebezug dient dazu, theoretische Annahmen zu explizieren und Untersuchungskriterien abzuleiten ("auf welche Faktoren muß ich mich konzentrieren, und welche kann ich ausblenden ?").
  • Eine Arbeit kann auch darauf hin angelegt sein, eine Theorie (z.B. in der Form fallübergreifend geltender Sätze, Hypothesen) zu bilden. In diesem Fall ist die Theoriebildung das Ziel, während empirische Beobachtungen als Hilfsmittel dienen. Es kommt also darauf an, Fälle auszuwählen, die für die Theoriebildung geeignet sind. Ein einzelner Fall reicht dafür nicht aus.
  • Eine Arbeit kann schließlich daraufhin angelegt sein, eine bestehende Theorie zu testen. Im Zentrum steht dann die Herleitung überprüfbarer Hypothesen aus einer gegebenen Theorie ("was erwartet der Neorealismus der internationalen Beziehungen in Bezug auf die deutsche Außenpolitik nach der Vereinigung ?") und deren Überprüfung an geeigneten Fällen. Alternativ kann die Erklärungskraft einander widersprechender Theorien im Sinne eines konkurrierenden anhand eines oder mehrerer geeigneter Fälle geprüft werden.
  • Machen Sie sich also Gedanken darüber, an welche theoretische Literatur Sie Ihre Arbeit sinnvoll anschließen können. Dabei kann es sich um einen einzelnen geeigneten Aufsatz (bzw. ein Buch) handeln, oder um eine Reihe von Veröffentlichungen aus demselben Bereich. Es geht jedoch nicht um eine Literaturschau ("was gibt es alles ?"), sondern um die Auswahl einer auf Ihre Arbeit zugeschnittenen theoretischen Grundlage. Beachten Sie dabei, dass theoretische Beiträge vielfach von unterschiedlichen Annahmen und Begriffen ausgehen und deshalb nicht von vornherein miteinander kompatibel sind.

4. Vorgehen

Wenn Sie Fragestellung, Design Ihrer Arbeit und die Art des Theoriebezugs festgelegt haben, müssen Sie entscheiden, in welchen Schritten Sie Ihre Argumentation entfalten wollen. Daraus ergibt sich dann die Gliederung Ihrer Arbeit. Wichtig ist, dass die Einzelschritte an einem 'roten Faden' hängen und in Bezug zueinander stehen. 

  • Gliedern Sie den Hauptteil Ihrer Arbeit in mehrere (etwa 2-4) größere Sinnabschnitte, die jeweils einen zentralen Argumentationsschritt bearbeiten. Längere Abschnitte können ggf. in Unterabschnitte untergliedert werden.
  • Gliedern Sie Ihre Arbeit aber nicht in zu kleine Bestandteile. Jeder Gliederungspunkt soll einen Teilargumentationsschritt entfalten – und das lässt sich in einem Absatz nicht bewerkstelligen. Als Richtwert kann gelten: Keine Sinneinheit unter einer Seite Textlänge. Legen Sie bei Bedarf zu kleine Abschnitte zu größeren Sinneinheiten zusammen.
  • Prüfen Sie den Gehalt jedes Abschnittes, ggf. jedes Unterabschnittes, für die Gesamtargumentation der Arbeit: Welcher Teilfrage geht der Abschnitt nach ? Inwiefern ist das im Rahmen Ihrer Arbeit notwendig (erkenntnisfördernd) ? Welches für die Arbeit relevante Teilergebnis wird gewonnen ? Es hilft Ihnen und dem Leser, wenn Sie Teilfragen am Anfang und Teilergebnisse am Ende explizieren. Schwierigkeiten bei der Explikation weisen in der Regel auf konzeptuelle Probleme hin. Ein Abschnitt, dessen Beitrag zur Gesamtargumentation unklar ist, kann entweder ganz entfallen oder er muss entsprechend 'umgeschrieben' werden.
  • Prüfen Sie den Zusammenhang ihrer Abschnitte sowie ggf. ihrer Unterabschnitte innerhalb eines Abschnitts: Bereitet der vorausgehende Abschnitt den nachfolgenden vor ? Erscheinen die Argumentationsschritte in der richtigen Reihenfolge? Wiederholungen im Text deuten in der Regel auf eine unklare oder problematische Gliederung hin.

5. Literaturauswahl

Der wissenschaftliche Erkenntnisfortschritt erfolgt in der Regel nicht durch die Entwicklung isolierter Ideen, sondern eingebettet in die jeweils aktuelle wissenschaftliche Diskussion. Die sinnvolle Bearbeitung eines Themas setzt deshalb zum einen die Kenntnis relevanter Informationen (z.B. Daten und Fakten, Verträge, Stellungnahmen von Staaten oder Parteivertretern) und zum anderen einen möglichst intensiven Bezug auf die jeweils relevante wissenschaftliche Literatur voraus. Welche Informationen und welche wissenschaftlichen Diskussionen für Sie von Bedeutung sind, hängt in erster Linie von dem gewählten Thema ab. Allgemein lässt sich jedoch folgendes sagen:

  • Beschränken Sie sich weder auf Beschreibungen bestimmter Entwicklungen oder Ereignisse noch auf Bücher, sondern gehen Sie von wissenschaftlichen Aufsätzen aus, die in angesehenen Zeitschriften erscheinen (z.B. Zeitschrift für Soziologie, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, American Journal of Sociology ...).
  • Beschränken Sie sich nicht allein auf deutschsprachige Literatur.

6. Formalia (siehe auch Hinweise zur formalen Gestaltung von Hausarbeiten)

Für Hausarbeiten gelten die folgenden formellen Anforderungen

Bestandteile der Arbeit:

  • Titelblatt (enthält: Name, e-mail; Titel der Lehrveranstaltung, Studiensemester und Studiengang, Titel der Arbeit, Abgabedatum)
  • Gliederung der Arbeit
  • Einleitung

· grenzt das Thema ein

· entwickelt die Fragestellung und skizziert das untersuchte Problem

· gibt Gründe für die Konzentration auf behandelte Aspekt

· erläutert Voraussetzungen, unter denen das Thema behandelt wird

· zeigt Vorgehen der Problembearbeitung auf ("roter Faden").

  • Hauptteil

· dient der Bearbeitung des Problems entlang eines Argumentationsstranges (des "roten Fadens")

· enthält die dafür notwendigen Daten, Fakten und Zitate, aber nicht solche Daten, Fakten und Zitate, die um ihrer selbst willen aufgenommen werden 

· Gliederung des Hauptteils nach dem Schema 1.; 1.1.; 1.1.1.; 1.1.2.; 1.2.

  • Schluss

· fasst die Ergebnisse zusammen

· beantwortet eingangs aufgeworfene Fragen

· enthält persönliche Schlussfolgerungen

· verweist auf ungeklärte Probleme (Ausblick)

· kann das behandelte Problem thesenartig in einen größeren Zusammenhang stellen.

  • Die Länge des Textes vereinbaren sie mit der oder dem Lehrenden
  • Drei Arten von Zitaten:

· direkte (wörtliche) Zitate sollen sparsam verwendet werden; sinnvoll sind sie, wenn Formulierungen für besonders typisch, charakteristisch oder treffend gehalten oder zum Beweis einer Behauptung oder Auffassung benötigt werden. Direkte Zitate werden durch Anführungszeichen kenntlich gemacht und dürfen nicht (auch nicht geringfügig) verändert werden. Keine Umstellungen, Veränderungen, eingefügten Kommentare ! Auslassungen im zitierten Text müssen durch drei Punkte (...) kenntlich gemacht werden;

· indirekte (nicht wörtliche) Zitate werden im Konjunktiv geschrieben. Sie werden im Text nicht durch Anführungszeichen angezeigt, aber mit Belege versehen, die mit 'vgl.' (vergleiche) beginnen.

· Die Paraphrase wird im Indikativ geschrieben, belegt wird sie wie das indirekte Zitat.

Literaturtipp für Abschlussarbeiten:

Eco, Umberto 2007: Wie man eine wissenschaftliche Abschlussarbeit schreibt. 12. Aufl. Heidelberg: UTB

(Stand: 14.03.2024)  | 
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