RightSeeds - SÖF-Nachwuchsgruppe

Nachwuchsforschungsgruppe RightSeeds

Die Nachwuchsgruppe „Right Seeds? – Gemeingüterbasierte Rechte an Saatgut und Sorten als Treiber für eine sozial-ökologische Transformation des Pflanzenbaus“ untersuchte  unter der Leitung von Stefanie Sievers-Glotzbach gemeingüterbasierte  Ansätze der Ausgestaltung von Saatgutsystemen im Hinblick auf ihren Beitrag zu den Nachhaltigkeitszielen der Ernährungssouveränität, Agrobiodiversität und des Erhalts vielfältiger Agrarökosystemleistungen. 

Insbesondere in den Ländern des Südens werden mit Erfolg gemeingüterbasierte Ansätze wie Saatguttausch-Systeme, gemeinschaftliche Saatgutbanken und partizipative Pflanzenzüchtung praktiziert. Aber auch in Deutschland entstanden jüngst im Kontext des ökologischen Pflanzenbaus Saatgut-Initiativen, welche Gemeingüter-Prinzipien aufgreifen.

Gesamtziel des Forschungsvorhabens war es zu untersuchen, inwieweit gemeingüterbasierte Saatgutsysteme ein Transformationspotenzial hin zu einem sozial-ökologischen Pflanzenbau besitzen und wie dieses befördert werden kann. Konkret wurden (i) Erfolgsfaktoren für eine In-Wert-Setzung von Ökosystemleistungen im Kontext von Gemeingüter-Systemen analysiert, (ii) Lernprozesse zwischen gemeingüterbasierten Saatgutinitiativen auf nationaler wie internationaler Ebene angestoßen sowie (iii) erfolgsversprechende Züchtungsansätze, Geschäftsmodelle, Kommunikations- und Governance-Strategien für die beteiligten Saatgutinitiativen erarbeitet.

RightSeeds war ein Verbundprojekt der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung sowie der Georg-August-Universität Göttingen, Abteilung Agrarökologie.

Laufzeit

01.10..2016 – 30.09.2021 (verlängert bis 31.07.2022)

Forschungsansatz und Teilprojekte

Das Vorhaben wählt einen integrativen Forschungsansatz, der Ökologie, Politologie, Wirtschaftswissenschaften und Ethik über die Entwicklung eines gemeinsamen konzeptionellen Rahmens und die Arbeit an gemeinsamen Fallstudien miteinander verknüpft. Die  Forschung  an  der  Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  fokussiert  auf  philosophische Analysen  zu  normativen  Argumenten  für  Gemeingüter  allgemein  bzw.  für gemeingüterbasierte Rechte an Saatgut/Sorten sowie auf eine politikwissenschaftliche und institutionenökonomische  Analyse  des  Mehrebenen-Governance-Rahmens  für  Eigentumsrechte an Saatgut/Sorten. Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung untersucht insbesondere die Organisationsformen von Social Entrepreneurs und ihre Rolle bei der  Bereitstellung  von  Gemeingütern.  Durch die  Georg-August-Universität Göttingen, Abteilung Agrarökologie, werden ökologische  Feldexperimente  zum  Einfluss  spezifischer  pflanzenbaulicher Sortenwahl, Sortenkombinationen und Anbaupraktiken  auf  Agrobiodiversität und Agrarökosystemleistungen vorgenommen.

Die Integration  der  Praxispartner  erfolgt  durch  Initiierung, Begleitung und Dokumentation von Süd-Nord-Austauschprozessen, regelmäßige Fokusgruppen  und  Workshops,  Interviews  sowie gemeinsame  Feldexperimente.

Arbeitspakete: AP1 Konzeptrahmen (Basis für alle weiteren AP), AP2 Ökologische Analyse, AP3 Nachhaltigkeitsethische Analyse, AP4 Organisatorisch-institutionelle Analyse, AP5 Governance Analyse, AP6 Transdisziplinäre Fallstudien (im Zentrum der anderen Analyseblöcke), AP7 Integration und Transfer (Umspannt alle anderen AP)

Hintergrund

Saatgut war bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Ressource, welche von Landwirten als Gemeingut erhalten, getauscht und auf den Feldern weiterentwickelt wurde. Mit der Intensivierung im Agrarsektor entstand ein kommerzialisiertes, privatisiertes und zunehmend monopolisiertes System von Pflanzenzüchtung und Saatgutproduktion, welches auf ein enges Spektrum an Hochleistungssorten für die industrielle Landwirtschaft fokussiert und damit maßgeblich zum weltweiten Verlust kultivierter Nutzpflanzenvielfalt beitrug. Die gemeingüterbasierte Saatgutzüchtung stellt einen Ansatz dar, um der genetischen Erosion von Nutzpflanzenvielfalt entgegenwirken und so zur Ernährungssicherung (insbesondere in Ländern des Südens) beitragen.

Der Ökologische Pflanzenbau trägt gegenwärtig (noch) nicht zur Stärkung der Agrobiodiversität bei, da weitgehend Sorten aus konventioneller Züchtung genutzt werden – mit ihrer engen genetischen Basis sowie den aus ethischen Gründen abgelehnten biotechnologischen Züchtungsmethoden und Patentierungen. Gemeingüterbasierte Saatgut-systeme bieten das Potenzial einer unabhängigen und angepassten Saatgutproduktion für den Ökologischen Pflanzenbau, die Nutzpflanzenvielfalt befördert.

Forschungspartner

Praxispartner

Praxispartner in Deutschland sind drei zentrale Akteure im Kontext der ökologischen Pflanzenzüchtung, Saatgutproduktion und -vermarktung (Kultursaat e.V., Saat:gut e.V. und die Bingenheimer Saatgut AG), welche Gemeingüteraspekte aufnehmen, sowie der Verein AGRECOL e.V., der an der Schnittstelle von Wissenschaft und Praxis zur Etablierung von Saatgut als Gemeingut arbeitet. Praxispartner auf den Philippinen ist MASIPAG, ein Netzwerk von ca. 35.000 Reisbauernfamilien, Wissenschaftler/innen und NGOs, welches als ein internationales Leuchtturmprojekt gemeingüterbasierter Saatgutzüchtung und -produktion gilt.

Publikationen

Eine Liste wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Publikationen findet sich auf der externen Projektwebsite.

Laufzeit

10/2016 – 07/2022

Förderung

Die Nachwuchsgruppe RightSeeds wird gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmenprogramm Forschung für Nachhaltigkeit (FONA³). RightSeeds ist darin Teil der Fördermaßnahme „SÖF – Sozial-ökologische Forschung“ im Förderbereich „Nachwuchsgruppen in der Sozial-ökologischen Forschung“.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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