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Inhalt 2/2008

 


"Mit Dampf über Hürden: Leistungssport und Studium"

Leichtathletin Carolin Nytra studiert an der Universität Oldenburg Betriebswirtschaftslehre für Spitzensportler

Carolin Nytra ist amtierende Deutsche Meisterin im 100 Meter-Hürdenlauf und Teilnehmerin der letztjährigen Universiade in Bangkok, dem Pendant zur Olympiade als Weltsportspiele der Studierenden. Nytra erreichte dort einen erfolgreichen zehnten Platz. Die 22-Jährige gehört nicht nur zu den deutschen Top-Fünf ihrer Disziplin, sondern studiert parallel zum Leistungssport im dritten Semester „BWL für Spitzensportlerinnen und -sportler“ in Oldenburg. Der berufsbegleitende und internetgestützte Bachelorstudiengang der Fakultät für Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften wird durch das Wissenschaftliche Zentrum „Center für Lebenslanges Lernen“ (C3L) betreut. Aktuell nehmen 21 SportlerInnen das Angebot wahr.


UNI-INFO: Frau Nytra, 2007 war für Sie in sportlicher Hinsicht ein sehr erfolgreiches Jahr. Wann haben Sie den Leistungssport für sich entdeckt und wofür trainieren Sie aktuell?

NYTRA: Ich habe 1997 mit der Leichtathletik angefangen und dann relativ schnell den Wettkampfgedanken entwickelt, 1999 ging’s richtig los und 2000 war ich das erste Mal bei den Deutschen Meisterschaften dabei. Momentan trainiere ich für Olympia 2008 in Peking. Der Deutsche Leichtathletikverband hat allerdings die Norm nochmals auf 12,92 Sekunden erhöht. Meine Bestzeit liegt zurzeit bei 13,17 Sekunden. Ich hoffe, da ist noch was drin. Mein Hauptziel ist die WM 2009 in Berlin, Fernziel dann die Oympiade 2012.

UNI-INFO: Was hat Sie dazu veranlasst, neben dem zeitaufwändigen Trainingsprogramm zu studieren?

Carolin Nytra (2.v.l.) in voller Aktion bei einem Wettkampf in Bremen.

NYTRA: Ausschlaggebend waren die optimalen Studienbedingungen in Oldenburg. Nach dem Abitur habe eine Ausbildung zur Bankkauffrau in Hamburg gemacht. Ich wollte dann aber auf jeden Fall noch studieren. Als ich mich nach Möglichkeiten umgetan habe, bin ich auf den Studiengang BWL für Spitzensportler gestoßen. Ich kann mein Studium hier extrem flexibel handhaben. Bis jetzt klappt es besser, als ich gedacht hatte. Einmal im Monat Präsenztage an der Uni, das lässt sich gut einrichten.

UNI-INFO: Und an diesen Tagen versammelt sich dann die studierende Sportelite hier?

NYTRA: Na ja, zumindest ein Teil. Es ist schon sehr entspannt, wenn alle wissen, wie der Tag eines Leistungssportlers aussieht. In der Schule stößt man da schon eher auf Unverständnis. Hier ist es einfach selbstverständlich, da alle sozusagen ihr Studium um das Training bauen und man erhält auch die notwendige Unterstützung.

UNI-INFO: Wie gelingt Ihnen die Zeitaufteilung zwischen Training und Lernen?

NYTRA: Der Tag ist schon gut gefüllt: Vormittags trainiere ich zwei Stunden und nachmittags noch einmal zweieinhalb Stunden. Dazwischen liegt eine Mittagspause. Und zwei Stunden täglich habe ich fürs Lernen reserviert.

UNI-INFO: Erhalten Sie eine Sportförderung oder andere finanzielle Unterstützung?

NYTRA: Vom Verein erhalten wir nur eine Aufwandsentschädigung. Aber ich habe auch da wieder das Glück gehabt, dass mich die Uni auf die Idee gebracht hat, mich um ein Stipendium bei der EWE Stiftung zu bewerben. Das hat auch geklappt, zunächst bis 2010, aber mit der Option auf Verlängerung, wenn ich wegen des Sports die Studienzeit nicht einhalten kann.

UNI-INFO: Sie sind ja gebürtige Hamburgerin. Wo leben und trainieren Sie jetzt?

NYTRA: Ich bin extra nach Bremen gezogen, mein Trainer lebt dort und es gibt dort eine kleine, aber sehr leistungsorientierte Trainingsgruppe. Außerdem bin ich schnell in Oldenburg.

UNI-INFO: Wenn Sie über das Ende Ihrer Sportkarriere hinaus denken, wo sehen Sie sich dann beruflich?

NYTRA: Meine Idealvorstellung wäre ein Job im Athleten-Management eines großen Sportunternehmens.