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31. Juli 2008   334/08   Studium und Lehre

Wenn der russische Informatiker Taxi fährt
Universität schafft deutschlandweit beispielloses Informatik-Studienprogramm für Migranten

Oldenburg. Michael A. wurde in Weißrussland geboren, 2002 machte er sein Informatik-Diplom an der Universität Minsk, 2003 kam er nach Deutschland. Drei Jahre lang war er arbeitslos, jetzt fährt er jede Nacht Taxi. Michael A. ist froh, dass er arbeiten darf, aber auch frustriert: Schließlich ist er studierter Informatiker. So wie Michael A. geht es zahllosen hochqualifizierten MigrantInnen in Deutschland. Zu häufig gibt es Probleme bei der Anerkennung des Studienabschlusses. Die Folge: Die MigrantInnen müssen sich mit einem Job weit unter ihrer Qualifikation begnügen oder ein komplett neues Studium absolvieren. Dabei benötigt die Wirtschaft gerade in den Bereichen Informatik und Mathematik hochqualifizierte Arbeitskräfte. Arbeitskräfte wie Michael A.

Mit dem Studienprogramm „Informatik für Migranten und Migrantinnen“ bietet das Department für Informatik der Universität Oldenburg ab dem kommenden Wintersemester ein in Deutschland bisher einmaliges Studienprogramm an. MigrantInnen, die in ihrem Heimatland in Informatik oder einem verwandten Fachgebiet wie etwa Mathematik ausgebildet wurden und deren Studium in Deutschland nicht anerkannt wurde, sind Adressaten dieses Lehrangebots. In wenigen Semestern können sie den bundesweit anerkannten Abschluss „Bachelor of Science“ bzw. „Master of Science“ in Informatik erreichen. Bewerbungen für das Studienprogramm sind noch bis zum 15. September 2008 möglich. Insgesamt werden 20 Studierende zugelassen.
Voraussetzung für die Aufnahme in das Studienprogramm ist ein einschlägiger ausländischer Hochschulabschluss sowie eine vollständige Bewerbung mit Motivationsgründen sowie einer Beschreibung des Migrationshintergrunds.

Der Nationale Integrationsplan der Bundesregierung hat festgestellt, dass ZuwanderInnen über große Potenziale verfügen, ihre berufliche Integration aber trotz hoher, vielfach wissenschaftlicher Qualifikationen nicht ohne Probleme verläuft. Zumeist gibt es Schwierigkeiten bei der Anerkennung der im Ausland erworbenen Abschlüsse und daher Probleme auf dem hiesigen Arbeitsmarkt. Eine Studie des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) an der Universität Oldenburg hat ergeben, dass unter den befragten hochqualifizierten MigrantInnen in Niedersachsen eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht (67 Prozent). Nur 19 Prozent haben Vollzeitarbeitsplätze, während 11 Prozent in Honorar-, Teilzeit- oder 325-Euro-Jobs tätig sind. Die meisten Befragten sind in hohem Maße von Armuts- und Unterversorgungsrisiken betroffen, obwohl sie in ihrem Herkunftsland in akademischen Berufen tätig waren. Auf der Grundlage dieser Studie hat die Universität Oldenburg euroweit den ersten BA-Studiengang „Interkulturelle Bildung und Beratung“ entwickelt, der im WS 2006/07 begann und enorme Resonanz fand: 24 Studierende aus 13 Staaten der Welt haben sich eingeschrieben und arbeiten gegenwärtig an ihren Abschlussarbeiten.

Auch mit dem Studienprogramm „Informatik für Migrantinnen und Migranten“ leistet die Universität einen innovativen Beitrag zur Integration und erschließt gleichzeitig das Potenzial der Hochqualifizierten für die Wirtschaft. Der Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt wird für diesen Personenkreis deutlich verbessert: Statt ein komplett neues Studium absolvieren zu müssen, werden Fachkenntnisse, die im Vorfeld – also im Ausland – erworben wurden, im Studienprogramm berücksichtigt und für den Bachelor .bzw. Master in Informatik anerkannt.

Zusätzlich gibt es für die Studierenden auch individuelle Angebote, um fehlende Kenntnisse im Bereich Informatik zu ergänzen bzw. Kenntnisse aufzufrischen. Sowohl vor dem Einstieg ins Studium als auch studienbegleitend findet eine persönliche Beratung statt. Die Angebotspalette umfasst auch Deutsch und Englisch als Fremdsprache sowie ein Bewerbungstraining.

ⓘ www.informatik.uni-oldenburg.de/studium/informatikfuermigranten/
 
ⓚ Kontakt:
Prof. Dr. Susanne Boll, Tel.: 0441/9722-201 oder 213, E-Mail: susanne.boll(Klammeraffe)informatik.uni-oldenburg.de
 
(Stand: 19.01.2024)  | 
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