Mechanisierung
 

J. H. zur Oeveste mag schon mit einem eisernen Pflug begonnen haben. Um 1845 hatte sich das Fabrikat von John Deer weitgehend durchgesetzt. Dieser Pflug ertrug kleinere Baumstümpfe und Steine, und er bewältigte 0,6-0,8 ha statt der 0,4 ha am Tag, die mit hölzernen Pflügen, die allenfalls eine (auswechselbare) eisenbeschlagene hölzerne Pflugschar hatten, bearbeitet werden konnte. Mit dem eisernen Pflug begann die Revolution in der Landwirt-schaft.
Bäuerliches Arbeitsgerät, das J. H. zur Oeveste noch in Rieste und am White Creek benutzt hatte, war seit Jahrhunderten und Jahrtausenden überliefert. J. H. zur Oeveste mag noch auf einem Pflug mit gehärteter, glatter, scharfer und kraftsparend geformter Pflugschar gesessen haben ("sulky-plow"), der sich Ende der 70er Jahre durchsetzte. Der handliche Einschar-Pflug fand die weiteste Verbreitung. Vierschar-Pflüge ("gang-plows"), die bis zu 8 Pferde beanspruchten, galten als "horse-killer".
J. H. zur Oeveste hatte Kartoffeln und Mais von Hand gesetzt und mit der Hand Klee und Gras und Getreide ausgesät. Für Mais gab es um 1850 tragbare Setzgeräte und Schubkarren, die das Saatgut dosiert in Reihen einsetzten. Für Weizen, Roggen und Gerste kamen um 1850 erste von Pferden gezogene Sämaschinen auf den Markt, die aus einer Wanne heraus ca. 20 Reihen gleichzeitig einsäten. Sie verlangten gut gepflügte und fein geeggte Böden. Mitte der 70er Jahre hatten sich verbesserte Sämaschinen für Mais und Getreide und eiserne Eggen durchgesetzt und Kultivatoren, weil die Reihen nun eine mechanische Unkrautbekämpfung zuließen. Mit der Sense wurde seit dem 12./13. Jahrhundert (in Europa) zunächst vor allem Gras, mit der (gezähnten) Sichel schon seit Jahrtausenden Getreide geschnitten, letzteres mit der Hand zu Garben gebunden und zu Hocken (in Rieste 12 Garben) zusammengestellt. Um 1850 dominierte in den USA eine Sense mit aufgesetztem Garbenkorb. Er verdoppelte die Arbeitsleistung gegenüber der einfachen Sense von 0,4 auf 0,8 ha pro Tag. Mähmaschinen, die sich das Schnittgut selbst vorlegten und zu Garben dosiert auswarfen, brachte Cyrus McCormick 1855 auf den Markt. Sie schafften am Tag 5 bis 6 ha (Henry zur Oeveste schätzt 4-5 ha), bei sehr guten Bodenverhältnissen bis zu 8 ha. Einen solchen "self-rake reaper" besaß Henry zur Oeveste. Er schnitt damit auch Gras und Klee. Beides leisteten erst die Mähmaschinen der 70er Jahre: dichtes Gras erforderte eine dreimal höhere Geschwindigkeit der Messer als Getreide. Damit Gras "in reien zusamen gezogen" werden konnte, gab es seit 1812 von Pferden gezogene hölzerne Harken, die von Hand angehoben werden mußten. Zumeist wurden aber große hölzerne Handharken benutzt. Erst in den 60er Jahren setzten sich 2,50m-4,50m breite eiserne Rechen durch; vom Sitz aus konnte man das Heu durch mechanisches Anheben der Zinken ablegen ("sulky rakes").
Einen mit Garn arbeitenden Selbstbinder bot die Firma Mc Cormick seit 1874 an; 60 000 waren bis 1880, als Henry zur Oeveste diesen Brief schrieb, verkauft, 1885 schon 250 000.
Gedroschen wurde seit Jahrtausenden mit Dreschflegeln und durch die Hufe von Haustieren. Erst um 1840 hatten die meisten Farmer kleine Dreschmaschinen, die von Menschen oder Tieren angetrieben wurden. In den 70er Jahren setzten sich große Dreschmaschinen durch, die von Dampfmaschinen angetrieben und von Farm zu Farm gebracht wurden. Sie reinigten nun auch über Ventilatoren das Getreide und füllten es in Säcke. Transportbänder halfen, das Stroh aufzuschichten. Von 16-20 Pferden gezogene Mähdrescher wurden seit 1880 in der trockenen Prärie eingesetzt; 15 ha ernteten sie am Tag ab. (Nachweise: Anm. 241)