Antonius Holtmann

„Germans to America“ (GTA/CD), die „Deutsche Auswanderer-Datenbank“ (DAD) und deren Merkwürdigkeiten.  Ein Nachtrag zu den „Fallstricke(n) und kein Ende . . .“ (Genealogie 11-12/2000 und 1-2/2001)

(Zuerst erschienen in: Genealogie 50(2001) 9/10, 715-725.)

Der Fall Dannemann und  25 000 verschwundene Auswanderer

Nach der Liste mit Heinrich Dannemann aus Tungeln wurde gesucht, der seinen Eltern am 10. August 1851 aus New Buffalo/Indiana geschrieben hatte, er sei am „4ten August Abends um 6 Uhr“ in New York eingetroffen: „Ein ungeheurer Wald von Masten stemmte sich uns entgegen, hier lagen Schiffe, wogegen unseres nur ein Boot war. Segel-, Dampf- und Kriegsschiffe lagen hier bunt durcheinander, so dass das Auge sich nicht darin zu finden wusste“ (Wolfgang Büsing: Der Amerika-Auswanderer Heinrich Dannemann (1832-1852) und seine Familie in Oldenburg. In: Oldenburgische Familienkunde 43(2001)1, 291-307; www.genealogy.net/gene/vereine/OGF).

Die Suche nach Namen und Liste des Schiffes, das am 21. Juni 1851 um 4 Uhr nachmittags in Bremerhaven vom Hafenbecken aus  „endlich in die Weser“ eingelaufen war, „die Segel gespannt“ und „den Compaß gerichtet“ hatte, fand keine Resonanz im „Germans to America“ - Dreierpack: Die Deutsche Auswanderer Datenbank in Bremerhaven (DAD) kennt den Auswanderer nicht, die von familytreemaker.com angebotene CD „Germans to America 1850-1874“ reagiert negativ und die Buchedition wartet gar mit einer verdächtigen Lücke auf: In Band 2 (Glazier/Filby: Germans to America. Wilmington/Delaware: Scholarly Resources 1988, 92f.) klafft sie zwischen dem 19. Juli und dem 20. September 1851. Sollten die Originale verloren sein oder das Glazier/Filby-Team bei der Auswertung einen Stapel Listen verlegt haben? Waren die Originale jetzt verschwunden, aber doch einst gefilmt worden?

Wie dem auch sei: Die Rolle 103 der National Archives Microfilm Publications (NAMP, M 237), die in der Forschungsstelle Deutsche Auswanderer in den USA, DAUSA, vorliegt (Universität, 26111 Oldenburg; http://www.dausa.de) beantwortet viele Fragen. 86 in New York angekommene Schiffe mit ca. 17000 deutschen Passagieren, die in Hamburg und Bremen, in Rotterdam und Antwerpen und in Le Havre an Bord gegangen waren, sind von „Germans to America“ nicht beachtet worden (Ich verzichte hier auf die aus britischen Häfen abgegangenen Schiffe, deren Anzahl deutscher Passagiere vor allem auf Londoner Schiffen die nichtdeutscher auf den berücksichtigten Schiffen wohl doch noch übertrifft).
Ein Blick über den Tellerrand mit den selben Auswahlkriterien: Vom 10. – 18. Juli 1851 fehlen 13 in New York angekommene Schiffe, vom 23. September bis zum 9. Oktober 23 Schiffe. Das sind noch einmal ca. 7200 Personen: Über einen Zeitraum von 3 Monaten fehlen ca. 24000/25000 Passagiere und 122 Schiffe. Die „Fides“ (6. Okt. 1851; Rolle 106) z.B.: Friderike Schimmelpfennig (40) und Caroline Vollmer (22), Wilhelm Rottmann (30) und Wilhelm Spriethoff (27) fehlen auf der CD (http://www.genealogy.com; http://www.familytreemakers.com), in der Buchedition und in der Deutschen Auswanderer-Datenbank (DAD) in Bremerhavens Historischem Museum; auch die „Cotton Planter“ (15. Sept. 1851; Rolle 105) z. B. mit Christian Humpel (26), Barbara Dettling (34) und Stephan Weishaupt (25); die “Vesta” (19. Sept. 1851; Rolle 105) z. B. mit den  5 Köpfen der Familie Junghans aus Preußen. Ganz zu schweigen von den 4 in Baltimore angekommenen Schiffen: Barbara Steinmetz aus Dottenheim („Arion“, 22.Juli 1851; M 255, Rolle 8) gibt`s nicht im Buch, nicht auf der CD und nicht in der DAD, auch nicht Elisabeth Wehrschmidt aus Westendorf (Martha“, 31. Juli 1851; Rolle 8), nicht Heinrich Schmidt aus Koelbe („Admiral“, 8. Sept. 1851; Rolle 8) und nicht Andreas Bitz aus Würzburg („Albert“, 20. Sept. 1851; Rolle 8).
5 Bremer Schiffslisten enthalten das Datum des 4. bzw. 5. August 1851 der Ankunft in New York. Auf der „Bark Stephani“ (5. August 1851) ist „Hinrich Dannemann“ eingetragen, 19 Jahre alt, Farmer aus Oldenburg mit dem Ziel „Milwaukie“, ausgestattet mit „2 Boxes“ Reisegepäck.

Dazu weitere Oldenburger: Diederich (15), Herrmann (25), Hinrich (16), Gerhard (18) und Margarethe Naber (18), Carl (19) und Heinrich (16) Budenbusch, Herrmann Hinrich Meyerholtz (19), Johann (30) und Margarethe (22) Struwe, Gerhard Haas (28), Johann Grummer (28), und Johann Hinrich Rö ... (19) und dazu noch 11 auf anderen Listenplätzen. 226 Passagiere hatte der Kapitän an Bord genommen.

Der Name der Frau, die am 18. Juli 1851 gestorben war, ist eingetragen: Auguste Amalia Kreil (34) aus Preußen, die ihre Kinder Mathilde (6), Karl (5) und Louis (3) zurückließ. Sie habe „ihrem Mann mit 3 kleinen Kindern nach New York folgen“ wollen, sei aber „in ein Segeltuch genäht und des Nachts um 12 den Well übergeben“ worden: „Mehr todte hatten wir nicht.“

Passagierlisten können Auswandererbriefe ergänzen, aber das leisten verlässlich, also zitierwürdig, wenn es um „Germans to America“ geht, bisher noch nur die Originale auf den Mikrofilmen.

Eine Monatsbilanz

Der Fall „Henry Clay“
Ca. 500 Menschen sind 1852 aus den Gemeinden Liesenich, Altstrimmig, Mittelstrimmig, Grenderich und Sennheim auf „Staatskosten“ in die USA übergesiedelt worden. (Schreiben von Arnold Gossler, Liesenich, an den Autor.)
Sie haben von Liverpool aus New York erreicht, auf der „Henry Clay“ am 13. Juli 1852, auf der „Oregon“ am 17. Juli 1852. Buchedition (Bd. 3), CD und DAD registrieren die deutschen Passagiere der „Oregon“, die der „Henry Clay“ kennen sie nicht, weder „Stephen Ecken“ (Stefan Ecker) noch „Peter Engles“ (Engels) noch „Pet. Jos. Frangen“ (Franzen).
Ohne die Originale auf den Mikrofilmen (M 237, Roll 116) bliebe die Dokumentation dieses Unternehmens unvollständig.

Der Fall Rohling/Moellmann
Bernhard Rohling (26) und Elizabeth Moellmann (26) sind am 16. Juli 1870 mit der „Frankfurt“ in New York eingetroffen, nacheinander registriert auf dem Original (M 237, Roll 332), auch in der Buchedition (Bd. 24). Auf die Eingabe des Namens „(Bernhard) Rohling“ reagiert die CD negativ, auch die DAD in Bremerhaven, selbst bei plausiblen Varianten dieses Namens. Die beiden haben in den USA geheiratet; CD und DAD verheimlichen die gemeinsame Überfahrt.

Der Fall Bramkamp
Eine Kundin sucht Johanne Bramkamp, zwischen 1850 und 1874 ausgewandert. Wir finden sie 21jährig auf der CD mit der Herkunftsangabe „Bramkamp“, aber ohne Ankunftshafen, ohne Ankunftsdatum, ohne Schiffsname. Also suchen wir in den Bänden der Buchedition. In Bd. 18 werden wir fündig: Sie ist mit der „New York“ von Bremen nach New York gereist und dort am 25. Juni 1866 angekommen. Ein Herkunftsort fehlt: Das Original bestätigt die CD: „Bramkamp“ (M 237, Roll 268); auch die DAD hat diese Gemeinde registriert und kennt Hafen, Schiffsnamen und Ankunftsdatum.
Die CD nimmt auch der 40jährigen Amalie Bien den Schiffsnamen, den Ankunftshafen und den Ankunftstag, lässt ihr aber den auf dem Original registrierten Herkunftsort Wiesbaden, den auch die Buchedition und die DAD angeben. Dagegen werden Henriette (19) und Esther (20) Bann auf der CD und in der DAD mit „Westphalia“ abgespeist, ebenso in der Buchedition, obgleich das Original in Schönschrift „Nordheim“ anzubieten hat.

Der Fall „Ocean“
Eine Kundin hat in der Buchedition (Bd. 1) Georg Heim (23) aus Hetzelsdorf gefunden, angekommen in Baltimore am 1. Juni 1850 an Bord der „Ocean“. Auf der Filmrolle (M 255, Roll 8) finden wir nach längerem Suchen das Original: Ankunft am 9. August 1850. Die CD hat Georg Heim zweifach gespeichert: erst kommt er aus Hetzelsdorf, dann aus Germany, erst bleibt er in den USA, dann ist nicht die Rede davon, erst hat er einen Kapitän, dann hat er keinen, erst reist er im Zwischendeck, dann im Irgendwo, erst kommt er irgendwo an, dann in Baltimore. Erst hat er die Manifest ID Number 00015002, dann 15002. Und so trifft es die meisten, z.B. Minna Fahlbusch und Johannes Althoff, Hermann Hirschberg und Barbara Meister, nicht aber z.B. Jacob Seeger, Johannes Betz und Doris Polgemeyer.
Die DAD kennt die Herkunftsorte, den Kapitän, die Reiseklasse, auch den Ankunftshafen, aber all dies unter der Manifest ID Number 15002, zu der auf der CD der Verzicht auf Kapitän, Herkunftsort und Ankunftshafen gehören. Die Deutsche Auswanderer-Datenbank bleibt beim falschen Ankunftstag, beim 1. Juni 1850.

Der Fall  „Chicago“
Die Familie Lethert (10 Personen) wird gesucht. Man weis nur, dass sie am 27. März 1867 in New York eingetroffen ist. Wir suchen auf der CD und in der Buchedition (Bd. 19) ohne Erfolg und entsprechend erfolglos in der Deutschen Auswanderer-Datenbank (DAD). Die Mikrofilme mit den Originalen der Passagierlisten (M 237, Rolle 277) lassen uns fündig werden. Johann und Anna Catharina, Gertrud, Maria, Anna, Carl, Margaretha, Engelbert und Heinrich Lethert sind von Liverpool aus mit dem Dampfer „Chicago“ nach New York gereist. Eingetragen sind sie mit dem Familiennamen „Lithbut“ und mit dem Vermerk „Foreign“ (Ausländer).
71 Deutsche und 3 Franzosen, heißt es auf der letzten Seite, sind derart unter der Rubrik Staatsangehörigkeit („The country to which they severally belong.“) registriert. Die drei Editionsformen von „Germans to America“ übergehen diese 74 Passagiere (GTA berücksichtigt auch Franzosen!). Die Wissenschaftler in Philadelphia haben, als sie „Foreign“ lasen, die Namen wohl erst gar nicht mehr gelesen (z.B. Bamberg, Sentz, Hoffman, Hempf, Herrer) und sie haben bis zur „Recapitulation“ auf der letzten Seite auch wohl nicht mehr weitergeblättert.

Der Fall Eise Mueller
Es wurde nach Eise Mueller gesucht, geboren am 25. November 1837 in  Groothusen (Ostfriesland), weiblich. Die CD kennt Eise Mueller, 27, Farmer, männlich, aus „Ostfriesland in Holland“ (!!), angekommen in New York  am 16. Juni 1865 mit der „Atlatic“, aus Bremen/Bremerhaven. Die Buchedition (Bd. 16) bietet die „Atlantic“ an, ohne eine(n) Mu(e)ller, aber wohl  eine 20jährige Eise Mueller  auf der Liste der „Silesia“, Hamburg – New York, angekommen am 5. Oktober 1871 (Bd. 26). Die DAD kennt gar keine(n) Eise Mu(e)ller und keine Elise und keinen E.  Mu(e)ller  am  16. Juni 1865, nur eine 9jährige Elise am 5. Oktober 1871 („Silesia“). Der Mikrofilm bietet etwas an: Eine „Elise Mueller, 20“ auf der „Silesia“ (Rolle 349) und einen „E. Mueller, 27“ auf der „Atlantic“ (Rolle 252). Von denen wissen aber Buch und CD nichts, und die DAD weiß halt nur von einer 9jährigen Elise.
„Eise“ ist im Ostfriesischen Männer- und Frauenname (Manno Peters Tammena, Bruntjer Weg 30, 26845 Nortmoor, Tel.: 04950-1245). Engel Meyer, am 1. Oktober 1844 geboren, hat Eise Mueller in die USA begleitet. Auch dieser Name fehlt im Buch, aber nicht auf dem Mikrofilm: Da steht „E Meyer, 20, f“ (Maiyer?) unter „E Mueller, 27, m“.
Der Mikrofilm enthält nur eine Abschrift des „Atlantic“-Originals: „Filmed  because of bad condition  of original“. Die National Archives gewähren keinen Einblick. – Für „Germans to America“ (Buch/CD/DAD) wurde das Original benutzt, Eise Mu(e)ller  fand aber nur auf der CD Beachtung. Ob „er“ doch eine Frau war, die Gesuchte doch die 27jährige Eise Mueller aus Groothusen in Ostfriesland?
Das Buch und die DAD haben gar nichts hergegeben.

Der Fall „Lüneburg“
Die „Hannoverian Bark Lüneburg“ ist am 25. Oktober 1853 in New York eingetroffen (Rolle 130). In Harburg waren die Passagiere an Bord gegangen, in Hannovers Hafen an der Süderelbe vor den Toren der Freien und Hansestadt Hamburg, an deren Auswanderergeschäft das Königreich in den frühen 50er Jahren (erfolglos)  teilzuhaben versuchte (Harburg wurde 1866 preußisch und 1937 in Hamburg eingemeindet.).

Mit dieser Geschichte kommt das „Germans to America“-Team nicht zurecht. Die Buchedition (Band 6) nennt den Segler „Leuneburg“ und lässt ihn in Hamburg ablegen, während die CD auf „Luremberg“ verfällt, das Schiff in Marseilles die Segel setzen und am 25. Oktober 1853 irgendwo ankommen lässt. Die DAD übernimmt die Buch-Version. Alle drei Indizes lassen die 182 Passagiere von Germany über New York nach Germany reisen. CD und DAD erfinden für alle den erläuternden „Einreisevermerk: Rückkehr“.

Damit nicht genug.

Paul Winterstein (40) ist mit seiner Frau Josephine (32) und mit seinen Kindern Barbara (13), Kunigunde (9), Caspar (5) und Ludwig (3) ausgewandert. Wir haben nur seine Frau und die Kinder gefunden, im Buch, auf der CD und in der DAD als Passagiere der „Leuneburg/Luremberg“. War Paul Winterstein gestorben, zurückgeblieben oder vorausgereist?

„Paul Zettler (40)“, auf der Buch-Liste vor Josephine Winterstein eingetragen, ließ einen Verdacht aufkommen, und das dann eingesehene Original vom 25. Oktober 1853 entlarvte dieses  Produkt vertrauter Nachlässigkeit als virtuellen Passagier, dem Maria Zettler (24) und Paul Winterstein (40) zum Opfer gefallen sind. Auf dem Mikrofilm sind sie eingetragen und die Wintersteins beieinander.

Die DAD bietet eine Maria Zettler an, ohne Altersangabe, aus Menningen. Mit der „Luneburg“ sei sie am 10. August 1853, von Hamburg kommend, in New York eingetroffen. Auch die CD enthält diese Person, die Buchedition (Band 5) ebenfalls. Sie erst macht die Angaben verdächtig: Die hier gedruckte Liste enthält die Namen  der Luremberg – Leuneburg – Lüneburg – Liste vom 25. Oktober 1853, ohne Altersangaben,  ohne die Vornamen der Familienangehörigen, aber mit den Herkunftsorten. Das Original (Rolle130) liefert eine plausible Lösung: Es handelt sich um eine am 16. August 1853 in „Harburgh“ vom Makler  „Stürye&Co.“ unterzeichnete Passagierliste der „Hannovrian Bark Lüneburg“ ohne Altersangaben und ohne Vornamen der Familienangehörigen, aber mit Herkunftsorten. Kapitän Dittmann dürfte die Daten während oder nach der ca. achtwöchigen  Reise in den Vordruck der Hafenbehörden eingetragen haben, ohne die Herkunftsorte, aber nun vorschriftsgerecht mit Altersangaben und Vornamen. Beide Listen sind abgegeben, getrennt abgelegt und dann auch getrennt auf Mikrofilm aufgenommen worden; man hat das ungefähre Abfahrtsdatum für ein  Ankunftsdatum gehalten.

Dem „Germans to America“-Team ist nichts aufgefallen. Buch, CD und DAD nennen das Schiff  „Luneburg“, lassen es am 10. August ankommen, wobei die CD von Marseilles nicht lassen kann  und Buch und DAD bei Hamburg als Abfahrtshafen bleiben. Maria Zettler (24) kommt laut Original (16. August) aus Memmingen, nicht aber aus Menningen (Buch, CD, DAD), und Paul Winterstein (40)  wird zu „Paul Winterflein (40)“, weil das „Germans to America“-Team mit dem Unterlängen-s der deutschen Schreibschrift nichts hat anfangen können.

Wer sich auf „Germans to America“, also auf die Buchedition, auf die CD und auf die DAD verlässt, für den bleibt Paul Winterstein schwer auffindbar, wenn nicht gar unauffindbar (DAD), nebst Beruf (Schuhmacher) und Herkunftsort (Asch).Wer kommt schon auf die Konsonanten-Variante „fl“ für „st“? Wer stößt schon auf „Winterflein“, wenn Listen nicht miteinander verglichen (im Buch ist es möglich) und Namen nicht alphabetisch (auf der CD ist es möglich) duchgesehen werden können! Wer weiß schon, daß Maria Zettler auf dem Original vor Paul Winterstein steht und so „Paul Zettler (40)“ in Verdacht gerät , nur ein „Germans to America“-Produkt zu sein . . .

(Es sollte doch noch vermerkt werden: Vom 9. bis zum 15. August 1853 fehlen 9 Passagierlisten von Liverpooler Schiffen mit deutschen Reisenden an Bord.)

Mixtum Compositum: Der von GTA und DAD erfundene Paul Zettler.
Diese Urkunde enthält 7 Angaben, die nicht den beiden in den National Archives aufbewahrten Listen entsprechen. Falsch sind die Informationen zum Familien- und Schiffsnamen, zum Abgangshafen und Zielort, zum Beruf und zum letzten Wohnort. Einen Einreisevermerk gibt es nicht und von "Rückkehr" ist nicht die Rede, erst recht nicht von "Deutschland" nach "Germany".

 

Ein versöhnlicher Fall
Die „Arnold Boninger“ (Rotterdam – New York, 3. Nov. 1865) und die „Argonaut“ (Bremen – New York, 3. Nov. 1865) sind zwischen zwei Buchdeckel abgetaucht: der 3. November 1865 ist in der Buchedition dem „Germans to America“ – Team entfallen. Keine Spur von Louis Weik und Friedrich Thiele: Band 16 endet mit dem 2. November und Band 17 beginnt mit dem 4. November 1865. CD und DAD treten hier aber nun mal als Retter in der Not auf: die beiden gesuchten Passagiere sind registriert.

Und die gewöhnlichen Fallstricke (1889-1891)
Am 13. Juni 2001 hat die DAD der Presse erklärt, dass man die „Germans to America“-Bestände um die Jahre 1889-1891 aufgestockt habe und nun über 4 Millionen Datensätze zur Verfügung stelle (Vgl. auch den Artikel „Recherche-Service in der Datenbank“ in Bremerhavens Nordsee-Zeitung vom 18. Juni 2001).

Die Ankunftshäfen stimmen jetzt. Aber nicht alle erhalten gebliebenen Passagierlisten hat man berücksichtigt. Auffällig ist der Zeitraum vom 10. Oktober bis zum 1. November 1890, weil in der Buchedition (Band 59) einige Tage fehlen, diese also dem Team in Philadelphia wohl keine Schiffsankünfte zu bieten hatten. Ein Blick auf die Mikrofilme straft aber die dort Forschenden Lügen: 36 Schiffe mit deutschen Passagieren wurden nicht berücksichtigt; 26, die in New York (NAMP, M 237, Rollen 557/558), 5, die in Baltimore (M 326, Rolle 48) und 5, die in Boston (M 277, Rolle 113) angekommen sind. Davon hatten 15 Schiffe in deutschen Häfen abgelegt: in Stettin, in Hamburg und in Bremerhaven.

Die DAD hat diese Unzulänglichkeiten übernommen. Keinen der jeweils ausgewählten Passagiere konnte sie nachweisen: Nicht die „Nurse“ E. Barth auf der „Richmond Hela“ (London – New York, 10. Okt. 1890), nicht Jakob Bisterfeld und Herm. Stolpmann auf der „Polynesia“ (Stettin – New York, 10. Okt. 1890), nicht Gesche Ficken und Minna v. Thaden auf der „Trave“ (Bremen/Southampton – New York, 18. Okt. 1890), nicht Gretchen Becker und Josef Liebl auf der „Spree“ (Bremen/Southampton – New York, 21. Okt. 1890), nicht Louis Wehmeier und die Familie Haeberle aus Stuttgart auf der „Lahn“ (Bremen/Southampton – New York, 25. Okt. 1890), nicht Louisa Kniess auf der „Anchoria“ (Glasgow – New York, 28. Okt. 1890), nicht Abraham Goldstern auf der „Moravia“ (Hamburg – New York, 29. Okt. 1890), nicht Margarethe Franzen mit ihren Kindern Ella und Franz auf der „Wieland“ (Hamburg – New York, 1. Nov. 1890), nicht Franz Giebel und Gustav Ebel auf der „Aller“ (Bremen/Southampton – New York, 1. Nov. 1890) und nicht Johann Sangsbier auf der „München“ (Bremen – Baltimore) 11. Okt. 1890.

Die „Germans to America“- Buchedition und die diesbezüglichen Daten der DAD der Liste der „Augusta-Victoria“ (Hamburg/Southampton – New York, 11. Okt. 1890) enthalten die gewohnten Fallstricke. Frida Wolters kommt nicht aus Lanenburg (Buch, DAD), sondern aus Lauenburg und Friedrich Lange heißt nicht Lanze (Buch, DAD) und er kommt auch nicht aus dem preußischen Irgendwo (Buch), sondern aus Neuenkirchen (DAD).  Die Buchedition lässt Josef Haag nur aus dem Badischen kommen, die DAD immerhin schon aus dem badischen Greiburg; das Original sagt Freiburg. Louis Feuerloh aus Stettin ist im Buch und in der DAD nur als Louis Generloh zu finden, während Anna Hoffmann (24), ebenfalls aus Stettin, in beiden Datenbeständen gar nicht zu finden ist. Das Dienstmädchen Marie Sturm aus Bayern ist in Southampton zugestiegen. Beide Editionen lassen es in Bremerhaven an Bord gehen.

Die überholte DAD
Das Auswanderer-Museum in Ellis Island hat im Frühjahr 2001 die Listen der in New York angekommenen Schiffe (1892-1924) ausdruckbar ins Internet gestellt (http://www.ellisislandrecords.org): Sie sind kostenlos zugänglich, weltweit in jeder Wohnstube, in der ein Online - PC steht. Damit ist die DAD als genealogisch verwertbare Datei eingeholt, besser gesagt: weitgehend überholt.
Als „Passenger Record“ werden zwar nur 9 Daten angeboten (DAD: 30), das „Original Manifest“ bietet aber alle Daten im Original an, so dass die Benutzer selbst fehlerhafte Entzifferungen korrigieren können und zu verantworten haben (Vom Einstieg über falsch gelesene Namen abgesehen!). Und wer „ship“ anklickt, wird mit einer Abbildung des Schiffes und mit dessen technischen und (schiffs-)historischen Daten versorgt. Und all dies läßt sich ausdrucken!

Die DAD scheint „Germans to America“ nacheifern zu wollen. Zum Beispiel die Liste der „Moltke“ und der Passagier Heinrich Kube (Ellis Island nennt ihn fälschlich Heinuh). Der Kapitän hieß H. Leithäuser. Das „Affidavit of the Master“ ist im Internet zwischen jeder Listen-Seite eingescannt (auch der Name des Schiffsarztes Dr. Hormann). Die DAD suggeriert, es gebe den Kapitänsnamen nicht. Die Reederei ist keineswegs „unbekannt“ (DAD). Es war die HAPAG, informiert Ellis Island. Das „Abteil“ ist nicht „unbekannt“ (DAD), was die ausgedruckte „Urkunde“ per Leerstelle signalisiert, und es handelte sich auch nicht um den „Saloon/1. Klasse“, was der Bildschirm in den DAD-Räumen in Bremerhaven anbietet.: „Steerage Passengers“ steht über dem Blatt mit Heinrich Kubes Namen. Keineswegs war „Cherbourg“ der „Abfahrtshafen“ für Heinrich Kube, und der Abfahrtstag war für ihn nicht der 27.04.1904 (4 Tage bis New York?). Von „Hamburg“ reiste er ab am 20.04.1904. Cherbourg war Zwischenstation am 22.04.1904, nachdem das Schiff am 21.04.1904 noch Reisende in Cuxhaven und Southampton an Bord genommen hatte.
 
 

Von der DAD beurkundete Daten zu Rudolf Wildemann mit 6 gravierenden Fehlinformationen.

Herkunftsort und Alter sind in der DAD korrekt wiedergegeben (Langen, 28) auf der „Passenger Record“ falsch (Longen, 29), aber an Hand des mitgelieferten „Original Manifest“ leicht zu korrigieren: Ellis Island bekennt sich zu seinen Fehlern und kann vom Kunden per E-Mail auf diese Fallstricke gestoßen werden.

Amerikaner vor allem (Sie werden von der DAD nicht berücksichtigt!) sind in Southampton und in Cherbourg an Bord gegangen, auf keinen Fall der 15jährige „Arbeiter“ Rudolf Wildemann aus Russland, dem die DAD ebenfalls den Abfahrtshafen Cherbourg bescheinigt und den sie dann auch ebenfalls im „Saloon“ und in der „1. Klasse“ residieren lässt. All die vielen armen Osteuropäer auf diesem Schiff sind aber mit der HAPAG über Hamburg ausgewandert. Was hätte schon am fernen Cherbourg verlockend sein können, für sie und für die HAPAG, die auf kontrollierte Abfertigung in Eigenregie und auf Unterbringung und Beköstigung in den eigenen Auswanderer-Hallen bedacht war! - Das Original bestätigt, dass der 15jährige Arbeiter Rudolf Wildemann in Hamburg ins Zwischendeck verfrachtet worden ist und dass er in New York erst am 2. Mai Ellis Island verlassen durfte, nachdem er seinem Vater im nahe gelegenen „Middletown“ („Connecticut“ steht auf dem Original,; die DAD bietet dagegen alle 33 Middletowns der USA als mögliche Reiseziele an.) telegraphiert hatte, ihn doch auszulösen. Als Grung für die erzwungene Übernachtung auf Ellis Island nennt die „Liste der zurückgehaltenen Passagiere“(„Record of Detained Alien Passengers, S.S. Moltke“) in diesem Falle: „To tel. for $“, und sie registriert die Bezahlung von je einem „Breakfast, Lunch, Supper“ . -  Die DAD macht den 15jährigen allein reisenden deutsch-russischen Arbeiter Rudolf Wildemann zum Saloon-Flaneur. Wäre er`s gewesen, hätte man ihn schon an Bord der Moltke abgefertigt; er hätte Ellis Island nicht betreten  und er hätte dort nicht  als einer der 183 „detained passengers“ ausharren müssen.

Die Deutsche Auswanderer-Datenbank (DAD) hat den Wettlauf mit Ellis Island verloren und das „Germans to America“-team hat abermals die Nase vorn: Letzteres verkauft die Daten von 1850 – 1888 für wenig Geld und Ellis Island hat die New York-Listen von 1892-1924 im Netz aller Welt (bisher) kostenlos  zugänglich gemacht.

Ausschnitt aus der originalen Passagierliste der "Moltke" (Ellis Island/National Archives.)

 

Genauer:
Der Datenbestand von 1820-1888 (nur personenbezogene Daten; keine Fotokopien der Originale) kann für $ 410.- auf 9 CD`s erworben werden bei http://www.genealogy.com:
   -     Boston 1821 – 1850 (1),
   -     Baltimore 1820 – 1873 (2),
   -     New Orleans 1820 – 1850 (1),
   -     New York 1820 – 1850 (1),
   -     Philadelphia 1800 – 1850 (1),
   -     “Germans to America” 1850 – 1888 (2),
   -     “Russians to America” 1850 – 1896 (1).

Die DAD (http://www.deutsche-auswanderer-datenbank.de)  suggeriert Einmaligkeit. Auf ihren Internetseiten benennt sie ihren aktuellen Datenbestand (ca. 4 Millionen Ankünfte in den USA):1850 – 1891, 1904, 1907 (nur personenbezogene Daten; keine Fotokopien der Originale) und sie vermerkt: „Recherchen zu Personen, die außerhalb dieser Zeiträume ausgewandert sind, können erst  zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen“.

„Links“ zu folgenden Internet-Seiten mit deren Recherche-Angeboten (personenbezogene Daten; Fotokopien der  Originale bzw. der schiffsbezogenen Hamburger Hafenregistraturen) hätten hier hin gehört, im Interesse der DAD-Kunden:

Die DAD verweist nur auf die  „Seestadt Bremerhaven“ und auf sich selbst, auf`s „Historische(s) Museum Bremerhaven“.



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