Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln

Netzflügler, Schlamm- und Schnabelfliegen
der Ostfriesischen Inseln

(Neuroptera, Megaloptera, Mecoptera)

Zusammenfassung

Auf den Ostfriesischen Inseln wurden bis Anfang der 1960er Jahre insgesamt 20 Arten aus den Gruppen der Neuroptera (18 Arten), Megaloptera (1 Art) und Mecoptera (1 Art) nachgewiesen. Von einem Nachweis abgesehen liegen aus den vergangenen 40 Jahren keine Angaben vor. Die Kenntnisse über die Besiedlung der Inseln durch diese Tiergruppen und den aktuelle Artenbestand sind unzureichend.

Summary

The lacewing, alderfly and scorpionfly fauna on the East Frisian islands (Neuroptera, Megaloptera, Mecoptera). - Between 1890 and 1960, 20 species of Neuroptera (lacewings: 18 species), Megaloptera (alderflies: 1 species), and Mecoptera (scorpionflies: 1 species) were recorded from the East Frisian islands, but almost no records are available from the past four decades. Knowledge on the current distribution, habitat preferences and colonisation success is also lacking. It is concluded, that the islands do not hold suitable habitats for many species of these insect groups.

Was sind... Netzflügler?

In Deutschland kommen 101 Arten aus der Gruppe der Netzflügler (Neuroptera, vgl. SAURE 2003b) und 4 bzw. 9 Arten aus den Ordnungen Schlammfliegen (Megaloptera, vgl. SAURE 2003a) und Schnabelfliegen (Mecoptera, vgl. SAURE 2003c) vor. Die meisten Arten lassen sich relativ leicht an der auffällig dichten Aderung der Flügel in Längs- und Querrichtung erkennen, die Neuropteren legen ihre Flügel dachartig übereinander. Die Larvalentwicklung der Arten erfolgt in terrestrischen Bereichen, im Fall der Schlammfliegen in größeren Still- und Fließgewässern. Die holometabolen Ordnungen umfassen ausschließlich zoophage Arten, die meist von kleineren Insektenarten leben. Die Ansprüche an die Habitatbedingungen sind bei vielen Arten vergleichsweise hoch.

Einleitung

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Die auffällige Gemeine Schnabelfliege, Panorpa communis, ist für die Ostfriesischen Inseln nur aus dem Spülsaum der Insel Memmert und von Borkum bekannt (Foto: V. Haeseler).

Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über den Stand der Erfassung für die Gruppen der Netzflügler, Schlamm- und Schnabelfliegen der Ostfriesischen Inseln gegeben. Über diese Gruppen ist vergleichsweise wenig gearbeitet worden.

Datengrundlage und Erfassungsstand

Über das Vorkommen von Vertretern der hier betrachteten Gruppen liegen abgesehen von eher beiläufigen Meldungen für Juist (vgl. ALFKEN 1891, 1939) und Wangerooge (OHM 1965) nur Angaben für Borkum und Memmert vor. Für Borkum gibt SCHNEIDER (1898) insgesamt 9 Neuropterenarten an, F. und R. Struve sammelten 40 Jahre später weitere 9 Arten (STRUVE 1938, 1940). Ein Großteil der somit gemeldeten 18 Arten dürfte zur damaligen Zeit auf Borkum zumindest zeitweise auch indigen gewesen sein.

Nach den Angaben von ALFKEN (1924, 1939) wurden auf der jungen Düneninsel Memmert sechs Neuropterenarten gefunden sowie die Schnabelfliege Panorpa communis (Skorpionsfliege, Einzelnachweis im Spülsaum) und die Schlammfliege Sialis lutaria (Wasserflorfliege) im Spülsaum. Auf Mellum fand er offenbar keine Vertreter der hier betrachteten Gruppen (vgl. ALFKEN 1930).

Aktueller Artenbestand der Inseln

Es ist von 22 Arten auszugehen (Tab. 1), die auf den Ostfriesischen Inseln als sicher nachgewiesen gelten können. Da Nachweise aus den letzen 40 Jahren nahezu völlig fehlen, bleibt im einzelnen unsicher, welche Arten gegenwärtig auf welchen Inseln vorkommen.

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Die auffälligen Kamelhalsfliegen wurden auf den Ostfriesischen Inseln zwar noch nicht festgestellt, dürften dort aber auch vertreten sein (Foto: V. Haeseler).

Die Artenzahlen für die einzelnen Inseln sind in erster Linie auf die jeweiligen Erfassungstätigkeiten zurückzuführen. Die hier betrachteten Insektengruppen wurden im Rahmen von anderen Untersuchungen und größeren Erfassungsprogrammen kaum berücksichtigt. Es liegen höchsten Beifänge vor. Es kann aber als wahrscheinlich gelten, dass die für Borkum genannten Arten auch auf den anderen Inseln wenigstens zeitweise vorkommen und zum aktuellen Artenbestand gehören. Größtenteils handelt es sich um auf dem benachbarten Festland allgemein verbreitete und häufige Arten mit weniger spezifischen Ansprüchen.

Hinsichtlich des Vorkommens einzelner Arten in verschiedenen Biotoptypen der Ostfriesischen Inseln können aufgrund allgemeiner Kenntnisse der Verbreitung und Biologie (z.B. WACHMANN & SAURE 1997) nur grobe Angaben gemacht werden. Potenzielle Lebensräume der meisten Arten sind besonders Gebüschbereiche und Wälder bzw. Waldränder.

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Tab. 1: Artenzahlen der bislang auf den Ostfriesischen Inseln nachgewiesenen Netzflügler, Schlamm- und Schnabelfliegen.

Einige Arten sind obligatorisch an Coniferen oder Laubgehölzen zu finden, einige Arten können auch im Siedlungsbereich und in Ruderalbereichen angetroffen werden. Extremstandorte wie Salzwiesen und Primär- bzw. Sekundärdünen werden wohl kaum besiedelt. Die etwas kleinere Küstenform von Chrysopa abbreviata besiedelt auch Sanddünenbereiche, ist aber wohl auf trockenere Standorte beschränkt, andere Arten entwickeln sich auch in feuchteren Biotopen.

Besiedlung der Ostfriesischen Inseln

Auch für die hier betrachteten Insektengruppen gilt, dass die Vertreter sehr migrationsaktiv sind. Imagines aller Arten sind flugaktiv und der Isolationsgrad der Ostfriesischen Inseln ist sicher keine unüberwindliche Barriere für eine erfolgreiche Besiedlung dieser Inseln. - Inwieweit die auf den Inseln vorhandenen Habitate besiedelt werden, welche Zeiträume dazu erforderlich sind und welche Arten zum gegenwärtigen Faunenbestand gehören, ist unklar; zur Klärung sind neuere Untersuchungen erforderlich.

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Von der bis zu 16 mm großen Dünen-Florfliege Chrysopa abbreviata gibt es eine kleinere Unterart, die speziell in Küstendünen vorkommt. Obwohl die letzten Nachweise von den Ostfriesischen Inseln mehrere Jahrzehnte zurückliegen, dürfte die Art zum aktuellen Artenspektrum gehören. Die räuberischen Larven entwickeln sich in niedriger Vegetation, die Imagines sind ebenfalls canivor (Zeichnung: M. Stöckmann, Original).

Basierend auf einem Artikel von:

PD Dr. Udo Bröring
Brandenburgische Technische Universität Cottbus
Lehrstuhl Allgemeine Ökologie
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D-03046 Cottbus
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Stand: 02/2009